Aktiv Informationen einfordern!
Damit eine Erziehungspartnerschaft wirklich funktioniert, müssen alle Seiten aufeinander zugehen und aktiv an ihr arbeiten. Wenn Väter spüren, dass irgendwo Sand im Getriebe ist, sollten sie diesen Umstand direkt ansprechen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die Erfahrung zeigt leider ein anderes Bild. Väter scheinen oftmals vor der Übermacht an Weiblichkeit zu kapitulieren. Warum, wissen auch Fachleute nicht wirklich. Ein weiteres Problem: eingefahrene Kommunikation. So beschließen beispielsweise viele Familien, dass sich nur ein Elternteil - in der Regel die Mutter - um die Kommunikation mit dem Kindergarten kümmert. Dieses Modell funktioniert, aber eben nur so lange, wie die Eltern miteinander sprechen. Trennen sich Eltern, sind Väter meist automatisch von der Kommunikation ausgeschlossen. Dann müssen Männer aktiv aus dem Schatten des ehemaligen Partners treten und auf die Pädagogen zugehen. Für viele Väter im Falle einer Trennung oder Scheidung ein zusätzlicher Kraftakt, der unnötig wäre, wenn sie von vornherein mehr Flagge zeigen würden. Den Pädagogen kann in diesem Fall niemand einen Vorwurf machen. Denn die haben ja bislang gelernt, dass nur die Mutter zuständig war. Väter müssen sich klar zu ihrem "Auftrag" - die Bildung und Erziehung des gemeinsamen Kindes - bekennen. Dazu gehört auch, mehr am Alltag des Kindes im Kindergarten teilzunehmen. Väter dürfen sich über die Vormachtstellung der Mütter nicht beschweren, wenn sie sich beispielsweise auf Ausflügen, Festen oder in Bastelkursen nicht zeigen. Wichtig ebenfalls: Väter sollten jede Möglichkeit nutzen, sich einzubringen. Dazu gehören auch die Elternabende oder die Entwicklungsgespräche, die vielfach in Frauenhand sind. Eine gute Bildung und eine gute Erziehung des eigenen Kindes sollte jedem Vater auch eine Überstunde nach einem harten Arbeitstag wert sein! Das sollte jeder gute Vater immer beherzigen!
Dietmar Thomas
Ein Nachmittag, kurz vor Kita-Schluss. Ein Vater will seinen Sohn abholen. Freundlich grüßt er die anwesenden Mütter, die zusammenstehen und tuscheln, während er seinen Sprössling im Gewimmel der Gruppe auszumachen sucht. Als sich dann beide endlich in den Arm geschlossen haben, nähert sich die Erzieherin mit den Worten: "Schön, dass ich Sie sehe." Der Vater ahnt nichts Böses, bis die Kindergärtnerin fortfährt: "Könnten Sie bitte der Mutter sagen, ich möchte mich mit ihr über Stefans Essgewohnheiten unterhalten? Vielleicht passt es morgen, wenn sie ihn abgibt?" Eigentlich müsste jeder darüber schmunzeln, der eine solche Szene miterlebt. Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein ernstzunehmendes Problem. Das Problem, dass speziell im Kindergarten Väter auch heute noch in erster Linie als verlässlicher Bring- und Holdienst gelten, weniger als Ansprechpartner in Sachen Kindererziehung.
Erziehungspartnerschaft
Männer scheinen vor allem deswegen einen schweren Stand im Kindergarten zu haben, weil sie dort auf eine Umgebung stoßen, die oft komplett in Frauenhand liegt. Daran ist eigentlich nichts auszusetzen. Solange auch beide Elternteile fair und gleich behandelt werden. Und genau daran hakt es. Offensichtlich scheinen immer noch viele Erzieherinnen mit Müttern besser zu "können" als mit Vätern. Oder sie scheinen eigene negative Erfahrungen mit Männern auf ihr Gegenüber zu projizieren. Vielleicht liegt es auch daran, dass Mütter aufgrund anderer Arbeitszeiten häufiger in den Genuss kommen, den Nachwuchs aus dem Kindergarten abzuholen. Dann wäre das Verhalten der Erzieherin in gewisser Art und Weise mit Pawlow und seinen Hunden zu erklären: Wer öfter kommt, hat mehr Rechte.
Familie und Kindergarten sind zwei gesellschaftliche Institutionen, welche die kindliche Entwicklung entscheidend prägen. Erziehung und Bildung eines Kindes sind gewissermaßen Co-Produktionen der Eltern (wohl gemerkt: Eltern, nicht Vater oder Mutter) mit den Erzieherinnen. Experten sprechen hier gerne von Erziehungs- oder Bildungspartnerschaft. Die Fachwörter bringen es auf den Punkt: Sie beschreiben die gemeinsame Verantwortung in beiden Bereichen für das Kind. Eltern und Pädagogen sind als Partner gleichberechtigt, gleichwertig und wirken gemeinsam positiv auf die Entwicklung des Kindes ein. Zumindest im Idealfall. Wenn hier die Partner nicht miteinander kommunizieren - warum auch immer - leidet darunter vor allem einer: das Kind. Gerade bei Scheidungen oder Trennungen wird dieser Umstand gerne von den beiden Elternteilen nicht beachtet. Mit schlimmen Folgen für den Nachwuchs.
Allein unter Frauen
Bild: photocase - designritter
Engagierte Väter - ob in der Familie, alleinerziehend oder geschieden - haben es speziell im Kindergarten nicht leicht. Hier treffen sie vorwiegend auf weibliche Ansprechpartner, die oft parteiisch sind und in erster Linie nur mit einem sprechen wollen: der Mutter.