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Papas Laufpartner - die eigenen Kinder


Mit Kindern joggenBild: Kzenon-fotolia.com

Beim Volksmarathon schinden sich alle Alters- und Gewichtsklassen ins Ziel. Angefeuert von z.T. hunderttausenden an der Strecke, erleben die sich selbst Kasteienden emotionale Höhenflüge und unvergessliche Momente. Vielleicht hast du auch schon mit dem Gedanken gespielt, eines Tages zu finishen? Mach doch daraus eine familiäre Veranstaltung.

Sei’s in Berlin, Hamburg oder Stuttgart: Schon die Kleinsten werden mit dem Lauffieber infiziert, können beim Mini- oder sogar Bambini-Marathons ihren Bewegungsdrang ausleben. In Hamburg z.B. fand "Das Zehntel" (www.daszehntel.de), mit 4,21 Km ist ein Zehntel der Gesamtstrecke zu bewältigen, bereits zum 14. Mal statt. 6.000 Kinder im Alter zwischen 6 und 17 gehen einen Tag vor den Großen an den Start. Mit Startnummer, elektronischer Zeitmessung und Verpflegung, vor Publikum und mit richtigem Zieleinlauf: Die Kleinen sind begeistert, die Großen auch - eine runde familiäre Sache.

Die eigenen Kinder als Zuchtmeister


Aber nicht nur der Lauf-Ausflug an sich kann eine tolle Angelegenheit sein. Wenn du dich erstmal entschieden hast und Sohn oder Tochter auch davon begeistern konntest, hat man ein gemeinsames Thema. Man verbringt Zeit zusammen und kommt raus "an die frische Luft". Noch dazu will man vor den Sprösslingen ja nicht als charakterschwach dastehen. Die unschöne Aussicht auf Frotzeleien hinsichtlich Gewicht und Zeit tun ihr übriges, um sich zum Schinden zu überwinden.

Ungerechte Aufgabenverteilung


Doch lieber zu früh als zu spät wollen wir hier auf die Euphoriebremse treten. Denn ein Erwachsenen-Training für die 42,1 Kilometer-Strecke ist bei weitem aufwändiger, als die 4,21 Kilometer für die Minis oder die 421 Meter für die Bambinis. Das liegt zum einen an der Länge, aber auch an den völlig verschiedenen physiologischen Gegebenheiten. Kinder sind keine Mini-Erwachsenen! Für die Großen gilt: Ein Jahr intensive Vorbereitung sollten sie mindestens einplanen, um sich der Herkules-Aufgabe zu stellen. So wie es bei der Diät FDH heißt, kann man bei Lauf-Novizen sagen: Halbier die Strecke! Man nehme also zuerst einen Halbmarathon. Dafür sollten jedoch auch ein halbes Jahr intensive Vorbereitung eingeplant werden.

Ist Training für Kinder überhaupt sinnvoll?


Abwechslung ist für alle wichtig


Gute Trainingsliteratur für Halb- und Marathon gibt es zur Genüge. Man sollte sie nutzen, weil ohne Plan der Trainingsalltag fad und öde werden kann. Abwechslung in Umfang und Intensität sowie kleine Zwischenziele erhöhen die Freude ungemein. Übrigens auch bei den Kleinen. Welcher Achtjährige geht schon gerne eine halbe Stunde laufen? Wird zuhause noch laut "Hurra" geschrieen, ist auf der Tartanbahn schnell "laaangweilig" zu vernehmen. Suche doch Strecken raus, auf denen man was erkunden kann. Vielleicht gastiert ein Zirkus in der Nähe, zu dem man hinjoggen kann. Oder man sucht sich eine Anhöhe, von der aus man runterschauen und die Gegend erkunden kann. Das ganze kombiniert mit einem Fahrtenspiel bringt tolle Abwechslung in den Laufalltag.

Ist Training für Kinder überhaupt sinnvoll?


Grundsätzlich ja, da die Gefahr der Unterforderung höher ist als die der Überforderung. Nur muss man da differenzieren. Beim Bambini-Marathon (3-6 Jahre) sind etwas mehr als eine Stadionrunde (421 Meter) zu absolvieren. Was sollen die Kleinen daraufhin ein Jahr trainieren? Zumal diese in dem Alter sicher gar nicht für monotones Joggen zu begeistern sind. Beim Mini-Marathon, dem Zehntel für sechs bis 17Jährige sieht das schon anders aus. Ein Grundsatz ist: Je Älter das Kind, desto mehr kann die Ausdauer trainiert werden.

Bis 14 Jahren sollte man von einem einseitigen, rein auf Ausdauer ausgelegten, Training absehen. Man verschenkt dabei die Zeit, in der das Kind spielerisch schwerste Bewegungsmuster erlernt. Im so genannten "goldenen motorischen Lernalter" (maximal zwischen 10-14) sollten nach wie vor Spiel, Spaß und Koordination im Vordergrund stehen.

Gesundheitliche Schäden vermeiden


Da sich die Kinder im Wachstum befinden, die Knochen-, Knorpel- und Sehnenstruktur empfindlich ist, sollten lang anhaltende, monotone Erschütterungen vermieden werden. Auch deshalb wurde 1984 vom Deutschen Leichtathletik-Verband die Teilnahme von Kindern am Marathonlauf untersagt. Um bei den Kleinsten Schäden zu vermeiden, bieten sich Läufe von 5-, 10- oder 15-Minuten Länge mit niedriger Geschwindigkeit an. Das wird bei Ihnen leider nicht reichen, um eines Tages einen Marathon zu beenden.

Christoph Hermanny

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