väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

zur Druckansicht

Erst zur Bank, dann in die Klinik


Von der Maschine in sieben Metern Höhe in den Kreisssaal - Harry hatte noch einiges zu erledigen, bevor sein Sohn auf die Welt kommen konnte.

Frühschicht


Sobald der Geburtstermin errechnet war gab ich ihn meinem Arbeitgeber bekannt, sodass er sich um Ersatz kümmern konnte. In der Geburtswoche hatte ich Frühschicht, die fängt um 5.00 Uhr an und endet gegen 14.30 Uhr. Weil mein Schwiegervater krank war, hatte ich Buchhhaltungsarbeiten übernommen, was mich zusätzlich pro Tag für mindestens drei Stunden in Anspruch nahm.

Am Tag der Geburt kraxelte ich mit einem Fremdtechniker auf einer Maschine in sieben Metern Höhe. Mein Handy hatte ich (große Ausnahme, denn sonst ist das im Betrieb verboten) seit zwei Wochen immer dabei. Es klingelte und meine Frau meldete: Es geht los.

Duschen und ab nach Hause


Zum Glück waren wir gerade fertig geworden und der Fremdtechniker wünschte mir viel Glück. Als ich in den Betrieb kam um die Nachricht zu verkünden und meine Sachen zu packen hatte ich ein so großes Lächeln im Gesicht, dass alle meine Kollegen grinsten. Ich duschte, das muss bei meiner Tätigkeit sein, und fuhr zu meinem Schwiegervater, um die Buchhaltung vom vorigen Tag abzuholen. Dann kam ich endlich zu Hause an.

Ich packte die Sachen ins Auto, half meiner Frau beim Einsteigen und wir fuhren los. Doch zunächst musste ich noch zur Bank fahren um Firmengelder einzuzahlen. Bis heute zieht mich meine Frau damit auf, mit einem Schmunzeln...

Wir fuhren nun gut und sicher und vor allem langsam zum Hebammenkreissaal, eine Strecke von etwa 30 km. Ein Kollege hatte mir geraten "wenn es pressiert, dann fahr langsam" - und das war gut so.

Parkplatzsuche und schreiende Frauen


Auf dem Krankenhausgelände mussten wir erst einmal einen Parkplatz finden, das war stressig, die Kurzzeitzone kam nicht in Betracht. Dann gingen wir zur Station und es wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt - alles war gut.

Wir gingen auf der Station die Flure auf und ab. Dabei wurde uns angst und bange. Denn mehrere Frauen schrien sehr laut hinter den geschlossenen Türen. Nach einer Stunde war es soweit, die Austreibungsphase begann: Atemübungen, Konzentration auf das Baby usw. Der ganzen Schnickschnack wie Seil, Badewanne oder Hocke war meiner Frau jetzt vollkommen egal, sie lag auf dem Rücken und nach 40 Minuten kam unter einem großen Schrei meiner Frau der kleine Junge auf die Welt.

Da war er nun, der kleine Stinker. Wohlauf, meine Frau war erlöst und ich etwas ratlos mittendrin. Mir tat nur das Handgelenk weh weil meine Frau sich auf mich und auf die Hebamme gestützt hatte. Als Mann dachte ich, dass ich die junge, kleine, zierliche Hebamme auch noch stützen müsste...

Es wurden die obligatorischen Tests gemacht und alles war in Ordnung. Wir hatten Hunger und Durst. Meine Frau bekam eine trockene Scheibe Brot und 200 ml Wasser, ich, Mann, natürlich nichts. Ich trank frustriert erst mal aus dem Wasserhahn und versuchte mein Magenknurren zu verstecken, gegessen hatte ich das letzte Mal zum Frühstück, jetzt war es neun Uhr am Abend.

Wohl behütet im Familienzimmer


Wir hatten zum Glück ein Familienzimmer gebucht. So konnten wir fünf Tage auf der Station bleiben. Das war für uns eine große Hilfe, denn wir hatten keine familiäre Unterstützung. Außerdem konnten wir auch mal wieder ausschlafen und das Kind einfach "abgeben". Klingt krass, ist aber ehrlich!

Uns wurde also in den nächsten fünf Tagen alles mehrmals gezeigt, was mit der Babypflege zu tun hat und wir fühlten uns gut behütet. Zu Essen gab es ab dem zweiten Tag auch genug. Heute ist unser Sohn dreieinhalb Jahre alt und er hat noch zwei Schwestern bekommen.

Viel Glück wünsche ich den zukünftigen Vätern! Ihr braucht keine Bange zu haben, eine Geburt ist ein ganz alltäglicher Vorgang, es ist schon ca. 7.000.000.000 Mal geschehen.

Kommentar zu diesem Thema schreiben:

Name, Ort:
Mein Kommentar:

Kommentare von Lesern:

 

zur Druckansicht