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Elternzeit - Wie sage ich es meinem Chef?


Hans Georg NellesBild: privat

Immer wieder scheuen sich Väter, ihr Recht auf Elternzeit wahrzunehmen. Sie haben Angst, dass ihr Chef auf ihr Ansinnen nicht gerade freundlich reagiert. Wie sollte man also das Gespräch mit dem Vorgesetzten angehen? Der Organisationsberater und Väter-Experte Hans-Georg Nelles im Interview mit Ralf Ruhl.

Wann sollte ich meinen Chef informieren?


Nelles: So früh wie möglich! Dann lassen sich auch Dinge regeln, die es bislang vielleicht im Unternehmen noch nicht gibt oder von denen Ihr Chef nicht weiß. ‚Problematisch an diesem Tipp ist, dass du als werdender Vater erst 8 Wochen vor deiner Elternzeit Kündigungsschutz genießt, deine Entscheidung aber spätestens 7 Wochen vor Antritt bekannt geben musst. Rechtlich abgesichert gibt es also ein Zeitfenster von nur einer Woche. Die verbleibenden 7 Wochen sind wichtig, insbesondere wenn du eine anspruchsvollere Tätigkeit hast und länger als die zwei Vätermonate Elternzeit in Anspruch nehmen willst. Du könntest die Unsicherheit’aber dadurch minimieren, indem du dich im Kollegenkreis umhören, wer in der Vergangenheit welche Erfahrungen gemacht hat und wie Ihr Chef zur Elternzeit steht. Vielleicht rennst du ja offene Scheunentore ein!

Wie sollte ich das tun?


Nelles: Das Wichtigste ist, dass du dich gut auf das Gespräch vorbereitest. Wenn klar ist, dass du einen Teil der Elternzeit, die zwei Vätermonate oder auch einen längeren Anteil in Anspruch nehmen willst, sprech unbedingt mit deiner Partnerin ab, welcher der günstigste Zeitpunkt ist und wer nach seiner Elternzeit mit welchem Anteil wieder arbeiten geht. Höre dich auch, am besten schon vor der Geburt des Kindes, im Betrieb um, wer schon Vater ist, welche Erfahrungen die Kollegen gemacht haben und welche Strategien und Argumente diese zur Durchsetzung ihrer Vorstellungen gewählt haben.

Sollte ich von mir aus Teilzeit anbieten?


Nelles: Wenn du vorhast, länger als zwei Monate in Elternzeit zu gehen, ist es sinnvoll, in einem Stundenumfang von 12 bis 18 Stunden präsent zu sein. Du hältst Kontakt zum Unternehmen und kannst den Kernbereich deiner Aufgaben weiter erledigen. Dadurch kannst du auch absichern, dass du nach einer längeren Elternzeit an deinen alten Arbeitsplatz zurückkehren kannst. Diese Pläne musst du aber, wie alles andere auch gut mit deiner Partnerin abstimmen. Deinem Chef trittst du dann nicht mit der Einstellung "Ich bin dann mal weg" gegenüber, sonder zeigst ihm, dass du dir Gedanken gemacht hast wie es ohne dich weitergeht und dass du Interesse hast, an deinen Arbeitsplatz zurückzukehren.

Welche Fallen muss ich beim Gespräch beachten?


Nelles: Bereite dich auf Überraschungen vor. dein Chef könnte Enttäuschung zeigen, etwa Ich weiß ja, dass ist Ihr gutes Recht, aber von Ihnen habe ich mehr Engagement für die berufliche Entwicklung erwartet. Eigentlich wollte ich Sie für die anstehenden Beförderungen vorschlagen. Versuche ihm klar zu machen, dass du das familiäre Engagement nicht als verlorene Zeit, als Auszeit ansiehst, sondern als Möglichkeit neue Erfahrungen zu machen und soziale Kompetenzen zu stärken. Durch die detaillierte Darlegung Ihrer Pläne können Sie Ihre Aussagen bekräftigen. Ein Nein zu Ihren Plänen heißt zunächst auch nur, dass sich dein Chef bestimmte Dinge noch nicht vorstellen kann. Wenn du das Gespräch rechtzeitig suchst, kannst du ihm ruhig ein wenig Bedenkzeit geben. Und wenn dein Betrieb dir wirklich Knüppel zwischen die Beine wirft, dann wäre es sicherlich über kurz oder lang auch an einer anderen Stelle zu einem Bruch gekommen. Das was du verpassen würdest, lässt sich auf jeden Fall nicht nachholen.

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