Radau!: Väter machen Rockmusik für Kinder
Vier Väter aus Hamburg greifen zur Gitarre und machen Krach. Nein, Musik. Nein: Radau! Und sind mit ihren Rocksongs für Kinder die erfolgreichste deutsche Kinderliederband. Live, gestreamt und auf CD. Da wippen die Füße auch bei Papa...
Schon haut er in die Saiten, es klingt nach Deep Purple, AC/DC oder Lenny Kravitz. Red Hot Chilli Peppers und Police hört er auch noch gern, meint Arne. Die Vorbilder sind damit benannt. Und musikalisch hinter ihnen verstecken muss sich die Band nicht. Auch nicht mit den Texten. Da geht es um Zahnspangen, Piraten, Langeweile, Freundschaft – und um die Feuerwehr. Süße Marienkäferchen und gereimte pädagogische Anweisungen findet man hier nicht. „Garantiert blockflötenfrei“ labelt die Band.
Garantiert blockflötenfrei
Radau! entstand 1997 in einem Hinterhof in Altona. Für ein Fest wurde eine Band gesucht, die damals noch jungen Musiker übten Kinderliederklassiker und kamen so ganz natürlich darauf, eigene Songs für die Kleinen zu schreiben. Es sollte Musik sein, die sie selbst gern machen, die den Kindern und auch den Eltern Spaß macht. Sie sind stolz darauf, dass die Eltern ihre CDs auf den langen und oft langweiligen Urlaubsfahrten einlegen und selbst mitsingen. Und zwar echt, nicht nur als Gefallen für die Kinder.
Inzwischen sind sie selbst Väter – und das merkt man. Die Themen stammen aus der Alltags- und Fantasiewelt der Kinder, sind lustig und ernst, werden aber immer einfühlsam eingespielt. Manchmal stammen sie aus einer persönlichen Geschichte: Arne Gedigks Tochter wollte unbedingt eine Zahnspange, als ihre Freundinnen alle mit dem kieferorthopädischen Instrument herumliefen. Der Zahnarzt meinte aber, sie habe so schön gerade Zähne, eine Spange könne er nicht verschreiben. Also machten sie ein Lied zusammen, schrieben erste Verse, probten und daraus entstand „Zahnspange“, einer der großen Hits von Radau!.
Väter auf Tour
Nur von ihrer Musik leben, das klappt auch bei hunderten von Konzerten nicht. Aber: Zeit für die Kinder und Zeit für die Musik muss sein. Das heißt: Lieber Werkvertrag als geregelte 40-Stunden-Woche. Mit dem entsprechenden Lohn-Minus, der Unsicherheit, Krankheitsvertretung gibt es nicht. Aber das nehmen sie in Kauf, denn sie wollen, dass die Kindermusik aus ihrem Schattendasein heraustritt, dass eine neue Musikkultur für Kinder und Erwachsene wächst, die den Älteren und den Jüngeren gleichermaßen Spaß macht.
Das klappt nicht nur mit der Oma. Ein Streichholz wird angezündet. „Feuer, Hilfe“. Alle rufen mit. Gaaanz laut. Wer stürmt die Bühne? Genau, die Herren in den Schutzanzügen mit Helm. Sie schwitzen und keuchen, macht aber nix. Denn sie rocken fantastisch: „Retten, schützen, bergen, löschen – wer kommt sofort heeeeer?“ Und aus hunderten Kinderkehlen schallt es in den beginnenden Abend: „Die Feuerwehr!“
Ralf Ruhl