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Spielen wie einst der Papa


Kai und LuanBild: Kai Butterweck

In die Spielwelt des eigenen Kindes einzutauchen und mitzuwirken stärkt die Beziehung zueinander. Bisweilen fördert es auch längst vergessen geglaubte Kindheitsmuster wieder zu Tage.

Kai früher als KindBild: Kai Butterweck

Der imaginäre Freund am Telefon


Weihnachten steht vor der Tür, und für viele Eltern stellt sich spätestens in den kommenden Tagen die Frage nach dem richtigen Geschenk für ihre Jüngsten. Ich kann mich zwar nur noch vage erinnern, aber vertrauenswürdige Quellen berichteten mir, dass ich schon sehr früh einen ausgeprägten Hang zur Kommunikation entwickelt haben soll. Als dreijähriger Steppke hatte ich vor allem das stetige Bedürfnis mich mit Leuten unterhalten zu wollen, die nicht präsent waren. Sei es die Oma, der Opa oder die Tante, die alle nicht im eigenen Haushalt anzutreffen waren. So kam es, dass ich neben den klassischen Spielgefährten, wie dem Ball, den Autos, der Holzeisenbahn und den Lego-Steinen einen speziellen Bezug zu meinem feuerroten Spielzeug-Telefon aufbaute und mir in langweiligen Momenten meine Spielkameraden einfach imaginär mit ins Kinderzimmer holte. Diese Form der Kommunikation hat scheinbar etwas Anziehendes, denn mein mittlerweile zweieinhalbjähriger Sohn rennt 35 Jahre später ebenfalls des Öfteren mit diesem Verlangen durch unser Haus. Da mein Verbindungsrelikt aus den Siebzigern leider keine lange Lebensdauer genoss, bekam mein Sohn stattdessen ein zeitgemäßes Spiel-Handy in seinen vorjährigen Adventskalender verstaut. Seitdem beobachten wir ihn regelmäßig beim "Telefonieren".

Faszination Playmobil und Bälle


Wenn ich allerdings versuche, mich zu erinnern, welche Spielsachen mir bewusst am liebsten und teuersten waren, dann fallen mir zwei Dinge ein: Playmobil und Bälle.
Mit Playmobil konnte ich immer wesentlich mehr anfangen als mit Lego. Möglicherweise deshalb weil mir die Steckmechanismen von Lego im Vergleich zu Playmobil zu kompliziert und zu technisch vorkamen. Das altehrwürdige Playmobil-Fort weckt in mir auch heute noch Erinnerungen an spannende Cowboy- und Indianerspiele, die ich als Kind liebte.

Plötzlich ist man selbst wieder Kind


Wenn sich das Spielen dann nach draußen verlagerte, rückten vor allem Bälle aller Farben und Größen in den Fokus meiner Begierde. Auch heute noch liebe ich es, im Garten oder im Kinderzimmer meines Sohnes mit allem zu jonglieren was rund ist. Plötzlich bin ich selbst wieder Kind und entdecke während des Ballspiels mit meinem Sohn verschollene Verhaltensmuster aus der eigenen Kindheit und Jugend wieder. Seltsamerweise hat sich allerdings meine kindliche Vorliebe zu Playmobil als jetzt Erwachsener und Vater gewandelt, und so bin ich inzwischen zu einem begeisterten Lego-Spielkamerad für meinen Sohn mutiert. Den Kleinen dabei zu beobachten, mit welcher Konzentration und Faszination er die skurilsten Landschaften auf seiner Lego-Platte steckt, wirft mich jedes Mal wieder aufs Neue 35 Jahre zurück und bringt mich dazu, tatkräftig an seiner Fantasiewelt mitzuwirken.

Man nimmt unterbewusst Einfluss


Bisweilen ertappe ich mich auch dabei, wie ich unterbewusst versuche, Einfluss auf das Spielverhalten meines Kindes zu nehmen, indem ich beispielsweise im Garten neben all den anderen möglichen Spielgeräten als erstes den Ball auf dem Fuß platziere. Zum Glück findet mein Sohn Bälle genauso faszinierend wie ich, und so hält sich mein schlechtes Gewissen dahingehend in Grenzen. Dieses Gefühl ist spätestens dann komplett erloschen, wenn der Kleine sich drinnen wieder hingebungsvoll seinem Handy widmet. Denn auch wenn ich früher eine ähnliche Affinität zum irrealen Telefonieren hatte, so hat sich mein Sohn seine Begeisterung dafür selbst zuzuschreiben. Es sei denn, man glaubt an die Vererbung von "Spiel-Genen".

Kai Butterweck

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