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Väterzeit unterwegs in Australien


Väterzeit unterwegs in AustralienBild: Günther Krone

Günther Krone verbrachte seine Elternzeit auf Reisen - Down Under in Australien. Mit im Gepäck und zwar meist auf dem Rücken: Seine Tochter Emma. In seinem Buch beschreibt er die Freuden und Tücken der Väterzeit unterwegs. Mit diesem kurzen Auszug wollen wir Mut machen zum Reisen mit Kind.

Vor unserem Inlandsflug wurde mal wieder in die Heimat telefoniert. Die australische Telefonkarte von Mojonows aus dem Internet erwies sich als sehr praktisch. Selbst das Aufladen klappte problemlos. Da einige Autobahnen mautpflichtig waren, konnten wir das Kennzeichen unseres Campers telefonisch und per Kreditkarte den Zahlungsauftrag für die Maut durchgeben. Für Mautpreller gab es saftige Strafen, die wir unserem Verleiher nicht zumuten wollten. Die defekte Markise des Vorfahrzeuges würde uns sicherlich noch ein kleines Vermögen kosten, wenn die heimische Versicherung unseres Reiseanbieters nicht zahlen sollte.

Daran wollten wir nun jedoch keinen Gedanken verschwenden, denn wir flogen zu diesem roten Stein, um den überall so ein Hype veranstaltet wurde, dass einem schon fast die Lust verging, dieses Wahrzeichen Australiens zu besuchen. Trotz dieses vermeintlich abgedroschen, dreitägigen Aufenthaltes, hielt dieses Ausflugsziel so einige Überraschungen für uns parat.

Emma will Milch - im Flugzeug!


Die erste war der Hinflug. Wir fühlten uns nach dem dritten Flug bereits so sicher, dass wir nicht daran dachten, die leckere Milch für Emma bereit zu halten. Unser Unterbewusstsein dachte sicherlich, sie würde sich schon mit Wasser begnügen, um den für Babys manchmal schmerzhaften Druckausgleich bewältigen zu können. Dem war aber nicht so. Sie wollte MILCH.

Leider war das leckere Allheilmittel über uns im Gepäckfach verstaut und bei meinen ersten Anzeichen dieses öffnen zu wollen, wurde ich von dem Steward deutlichst darauf aufmerksam gemacht, gefälligst sitzen zu bleiben. Ich wusste in diesem Moment nicht, wer mir mehr leid tat. Die deutsche Frau neben uns oder Emma. Die Frau wurde vor, während und nach dem Flug vom Steward in solcher Weise verwöhnt, dass sie entweder eine berühmte Persönlichkeit war oder unter Flugangst leiden musste. Es war das Zweite! Durch Emmas bitterliches Geschrei steigerte sich die Sitznachbarin in ihre Flugangst, was sich in Form von heftigem Beinwippen bemerkbar machte. Mir schien, dass sie dem Kollaps weit näher war, als meine Tochter. Für alle Nahestehenden der beteiligten Personen dieses Fluges keine schöne Erinnerung.

Selbst der erste Blick von oben auf den Ayers Rock geriet so in den Hintergrund. Die Landung war easy und wir betraten das Rollfeld des Outbacks, um zur Flughafenpasskontrollenbaracke zu gelangen. Die trockene Hitze war erstaunlich gut zu ertragen. Ein perfekt organisierter Busshuttle brachte die Urlauber letztendlich in die vier vorhanden Hotelanlagen. Unser Hotel hieß Outback Pionneers. So fühlten wir uns auch.

Mit der Familie im Outback


Der Gedanke, mit unserer kleinen Familie an diesem unwirklichen Ort zu sein, löste ein Kribbeln in meinem Bauch aus. Glücklicherweise verfügte unser Zimmer über eine Klimaanlage. Diese wurde erst einmal auf 16 Grad eingestellt, um nach dem Bad im Hotelpool eine gute Schlaftemperatur für unsere Dauerschwitzerin vorzufinden. Ohne Zivilisation wäre es hier sicherlich nicht so gut auszuhalten. Fließend Wasser und Kühle mitten in der australischen Wüste. Das erste Extrem erlebten wir beim Sonnenuntergang des hoteleigenen kleinen Hügels, der einen Blick auf den zwölf Kilometer entfernten ULURU freigab.

Mit dem Sonnenuntergang kamen die Millionen summender Fliegen, die einem wieder den letzten Tropfen Flüssigkeit aus den Augenwinkeln, Ohren und Nasenlöchern ziehen wollten. Wie in einem Horrorfilm tauchten Schwärme von dicken, schwarzen Brummern auf und vermiesten einem die Sicht und den Genuss des Sonnenuntergangs. Es war nicht auszuhalten. Auf die viel umschwärmten, unterschiedlichen Farbgebungen beim Sonnenuntergang konnte ich mich nicht konzentrieren. Noch in der Nacht träumte ich von summenden Insekten, die ständig an meinen Ohren kitzelten. Vielleicht kam es aber auch vom vielen Bier, denn wir genehmigten uns so einige von diesen Erfrischungsgetränken in der überdachten Freilichtbar.

Alle fünfzehn Minuten schauten wir abwechselnd nach dem Wohl unserer nun tief schlafenden Tochter und genossen die coole Ein-Mann-Kapelle. Zuvor war unser tasmanischer kleiner Teufel, das meist fotografierte Objekt der Aussichtsplattform. Die in Scharen auftretenden Japaner hatten ihre helle Freude an Emma gefunden und wedelten ihr stets die Fliegen aus dem Gesicht. Vielleicht dachte Emma in diesem Moment: "sehr nützlich, diese Menschen mit den kleinen Augen, die sich dabei zudem als sehr lustig erwiesen".

Fliegenschwärme und 50 Grad Hitze


Väterzeit unterwegs in AustralienBild: Günther Krone

Mit Kind im eigenen Rhythmus


Gegen elf Uhr des nächsten Tages organisierten wir uns einen Mietwagen von einem bekannten, großen, deutschen Autovermieter. Die Hotels boten zwar auch Touren zum Ayers Rock und den Olgas an, wir wollten aber unser eigenes Tempo gehen / fahren.
Mit Kind hatten wir einfach einen anderen Rhythmus entwickelt. Dieser Rhythmus erwies sich als perfekt. Denn an diesem Tag lernte unsere Tochter das selbstständige Laufen. Ich denke, sie konnte es schon vorher, forderte jedoch bisher immer einen kleinen Finger zum Laufen ein. Nun platzte plötzlich der Knoten und ihre Eltern flippten völlig aus. Emma lief zum ersten Mal!!! Und das nicht irgendwo in Deutschland, nein, im Outback. Sie lief schnurstracks auf einen Aboriginejungen zu und berührte seinen flauschig beharrten Rücken. Die Kinder hatten einen leichten Flaum auf ihren braunen Rücken und sichtlich Spaß an diesem so andersartig ausschauenden kleinen Mädchen.

Der gleiche Gedanke war sicherlich auch in Emmas Köpfchen vorhanden. Wir genossen diesen Augenblick und filmten ihn für unser digitales Familienalbum. Seit diesem Tag war die Welt wieder ein bisschen größer geworden und für uns als Eltern änderte sich so einiges. Der Weg konnte nun zunehmend von ihr selbst bestimmt werden. Auch wenn es vorerst nur zügig geradeaus ging. Dieses Erlebnis werde ich als Vater nie vergessen. Es ist wie ein ins Hirn eingebrannte Hufeisen.

Fliegenschwärme und 50 Grad Hitze


Mit diesem tollen Erlebnis fuhren wir in den Kata Tjuta Nationalpark hinein und bestaunten diesen roten Stein. Berauscht von den 50 Grad Celsius Hitze und den summenden Freunden, die uns auf Schritt und Tritt begleiteten, löste der ständig näherkommende Steinklotz eine Art Magie auf uns aus. Es war nicht mehr "nur ein Stein". Er war zu einem Heiligtum geworden. Hier schwebte irgendetwas Anderes in der Luft, als nur diese Fliegen. Hatten wir uns etwa von diesem Hype schon anstecken lassen?

Waren es alle diese gruseligen Geschichten des Story-Books, welche im Info-Center von Menschen veröffentlicht wurden, die einen Stein mit nach Hause genommen hatten? Zur eigenen Beruhigung redete ich mir im Nachhinein ein, dass es die Gesamtheit gewesen sein musste. Im Rausch pilgerte ich den Mala Walk des Uluru. Der Körper trocknete aus, die Füße brannten unter den Sohlen.

Der Anblick der sogenannten Olgas war gleichwertig, wenn nicht noch mystischer, als der von den einheimischen so genannte Uluru. Die Anziehungskraft des gesamten Kata Tjuta Nationalparks ist nicht abzuschreiben. Ein Besuch ist lohnenswert und ein Muss für jeden Australienreisenden.

Günther Krone

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