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Väterrechte und Väterrechtler


Väterrechte und VäterrechtlerBild: @mizina-fotolia.com

Wer sich für Väterrechte einsetzt, wird schnell als „Väterrechtler“ denunziert und in die rechte Ecke gestellt. vaeter-zeit.de hat den Politikwissenschaftler und Journalisten Thomas Gesterkamp befragt, der verschiedene Expertisen zu diesem Thema veröffentlicht hat. Er zieht eine klare Trennlinie zwischen dem Einsatz für die Rechte der Väter und der Herabwürdigung von Frauen und Müttern.

Legitime Väterrechte


väterzeit: Herr Gesterkamp, was sind eigentlich Väterrechtler?

Gesterkamp: In der öffentlichen Debatte hat der Begriff einen negativen Beigeschmack. Gemeint sind dann Männer, die sich aggressiv und gegen Frauen gerichtet zu Wort melden.

väterzeit: Insbesondere nach einer Trennung sind Väter benachteiligt. Was ist schlimm daran, sich für Väter einzusetzen?

Gesterkamp: Gar nichts. Das ist vollkommen legitim und auch notwendig. Als meine Tochter geboren wurde, stand auf der Geburtsurkunde “Die Vaterschaft ergibt sich aus einem Randvermerk”, weil ich mit der Mutter nicht verheiratet war. Das klingt erstmal witzig, die dahinter steckende Denke aber stammt aus dem 19. Jahrhundert, als “gefallene Mädchen” auf diese Weise geschützt werden sollten. Die heutige Brisanz des Themas ergibt sich gerade daraus, dass viele der Väter, die nach einer Scheidung ihre Kinder nur selten oder gar nicht sehen dürfen, vorher in ihren Familien durchaus engagiert waren.

Politisch radikalisierte Väterrechtler


väterzeit: Wieso halten Sie Väterrechtler für rückschrittlich? Gehören die alle in die rechte Ecke?

Gesterkamp: Leider folgt auf die persönliche Krise und Verbitterung der betroffenen Männer manchmal auch die politische Radikalisierung. Es ist wichtig, dass die Selbsthilfeinitiativen der Trennungsväter hier klare Grenzen ziehen, etwa zur AfD.

väterzeit: Was sind die Gründe für die Argumentationen der Väterrechtler?

Gesterkamp: Die Gründe liegen in einer Rechtssprechung, die sich oft nicht auf der Höhe der Zeit befindet. Sie gibt vor, Mütter zu schützen, benachteiligt aber in häufig eher die Väter. Gesetzlich hat sich allerdings einiges getan in den letzten beiden Jahrzehnten - zugunsten der Männer.

Das Wechselmodell entschärft Krisen


väterzeit: Bedeutet “mehr Rechte für Väter” automatisch “weniger Rechte für Mütter”?

Gesterkamp: Eben nicht. Denn es ist alles andere als ein Privileg, “alleinerziehend” zu sein. Frauen fahren besser, wenn sie ihre früheren Partner weiterhin an der Kindererziehung teilhaben lassen. Das setzt voraus, dass sich die Männer finanziell fair beteiligen, also regelmäßig Unterhalt zahlen.

väterzeit: Wo müssen Väter und Mütter tatsächlich gleichgestellt werden? Wo sehen Sie politischen Handlungsbedarf?

Gesterkamp: Ich unterstütze die Forderung von Vätergruppen, das Wechselmodell, die sogenannte paritätische Doppelresidenz, juristisch aufzuwerten. Das würde viele Streitereien auf eine klare rechtliche Grundlage stellen. Bisher gibt es nur “Ganz oder gar nicht”: Wenn die Kinder bei der Mutter “residieren”, müssen die Väter voll zahlen. Wenn diese aber zum Beispiel mit ihren Kindern mehrere Wochen Sommerurlaub machen und die gesamten Reisekosten tragen, finde ich es unhaltbar, dass sie für diesen Monat zusätzlich den Kindesunterhalt an die Mutter abführen sollen. Ein Wechselmodell, wenn dieses von den Entfernungen zwischen den Elternteilen her praktikabel ist, würde viele Konflikte entschärfen.

Fragen: Ralf Ruhl

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