Kosten für Kinderbesuche: Initiative hilft entfernt lebenden getrennten Vätern
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Immer mehr Väter leben getrennt von ihren Kindern. Und oft nicht gerade um die Ecke. Besuche können daher ganz schön ins Geld gehen – und das ist bei unterhaltspflichtigen Vätern knapp. „Mein Papa kommt“ bietet für einen geringen Monatsbeitrag Betten für Väter und Zimmer zum Spielen!
Im Jahr 2015 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gut 163 000 Ehen geschieden. Damit ist die Anzahl der Scheidungen gegenüber 2005 um etwa 17 000 zurückgegangen. Doch waren immer noch bei über 82 000 Scheidungen Minderjährige betroffen, insgesamt über 130 000 Kinder. Hinzu kommen selbstverständlich auch die Trennungen unverheirateter Paare mit Kindern – die werden jedoch nicht amtlich gezählt. Wer Barunterhalt zahlt - das ist in der Regel der Vater - hat auch die Aufwendungen für den Besuch bei seinen Kindern zu tragen. Ist die Mutter mit den Kindern in eine weit entfernte Stadt gezogen und will sie nicht, dass der Vater in ihrer Wohnung übernachtet, entstehen schnell hohe Kosten für die Unterkunft.
Deshalb bietet www.mein-papa-kommt.de Eltern die Möglichkeit, privat eine Unterkunft bei anderen Eltern zu finden. Es werden Gastgeber vermittelt, die kostenfrei an Wochenenden Übernachtungszimmer für Väter oder Mütter anbieten, deren Kinder in einer anderen Stadt leben. Bislang haben sich hier über 1000 Gastgeber und über 600 Eltern registriert, davon etwa zehn Prozent Mütter. Über 200 Eltern nutzen den Service jeden Monat. Etwa neun Prozent kommen aus dem Ausland. Die Initiative wurde mit einem Preis des sozialen Businessplan-Wettbewerbs startsocial ausgezeichnet. Herausgehoben wurde bei der Preisvergabe vor allem, dass Familien mit zwei Elternhäusern entlastet werden und so das Armutsrisiko sinkt.
Die Anmeldung geht relativ einfach und wird den Bedürfnissen der Suchenden wie der Anbieter gerecht. Zunächst muss sich der besuchswillige Vater registrieren, dann wird er von Mitarbeitern der Initiative telefonisch kontaktiert. Die Betreuer begleiten ihn beraterisch; mindestens ein Info-Telefonat ist nötig, um die Voraussetzungen, Wünsche und Bedürfnisse zu klären. Momentan beträgt der Monatsbeitrag für die Zimmersuchenden zwölf Euro. Nach Eingang der Lastschriftermächtigung bekommt er die Kontaktdaten der potentiellen Gastgeber am Wohnort seines Kindes, er wird dort angekündigt und kann sich dann mit seinen Gastgebern in Verbindung setzen. Grundsätzlich sind für diesen Beitrag zwei Besuche pro Monat möglich.
Und damit lässt sich eine Menge Geld sparen, was für unterhaltspflichtige Väter ja nicht unerheblich ist. Wer es sich genau ausrechnen möchte findet auf der Webseite sogar einen Umgangskostenrechner. Dort kann man den Fahrpreis und die üblichen Übernachtungskosten eintragen und erhält die monatliche Ersparnis angezeigt. Der Betreiber der Seite, Flechtwerk 2+1, hat mit einem Busunternehmen einen Rabatt ausgehandelt, sodass sich auch die Fahrtkosten noch einmal senken lassen.
Wunschtermine sollten bis zehn Tage vorher beim Gastgeber angemeldet werden. Bettwäsche, Handtücher und selbstverständlich alles für den persönlichen Bedarf ist mitzubringen. Die Anreise sollte bis 20.00 Uhr erfolgen, die Abreise erfolgt üblicherweise am zweiten Tag. Schließlich haben ja auch die Gastgeber ein Privatleben und sind keine kommerziellen Vermieter. Dass grundsätzlich auf Alkohol und Zigaretten verzichtet wird, sollte selbstverständlich sein. Wobei natürlich, wenn sich eine private Beziehung zum Gastgeber entwickelt, gegen ein Gläschen gemeinsam nichts einzuwenden ist.
Klar ist: Es geht in erstere Linie um ein Bett für Papa, nicht um einen Urlaubsaufenthalt mit den Kindern. Manche Gastgeber verfügen jedoch über so große Wohnungen, dass auch Übernachtungsbesuche mit den Kindern möglich sind.
Allerdings brauchen viele Väter - und zunehmend Mütter - auch einen Ort, an dem sie mit ihrem Kind zusammensein und spielen können, denn das ist in der Wohnung der Gastgeber oft nicht möglich. Außerdem würde es sie überfordern, schließlich stellen sie in ihrem Privaträumen schon eine Unterkunft zur Verfügung. Daher bietet die Initiative auch Kinderzimmer auf Zeit an. Die sind in der Regel in einem örtlichen Kindergarten, der ja am Wochenende geschlossen ist. Beim Info-Telefonat wird geschaut, was der Papa braucht, welche Behörden oder anderen Stellen zu unterrichten sind. Im Monatsbetrag von zwölf Euro ist auch dieses Angebot enthalten.
„Eine sehr dankbare Initiative“, freut sich Projektleiter Jobst Münderlein. Es gebe ein „sehr wohlwollendes Miteinander“, viele Gastgeber rissen sich „ein Bein aus, um den Eltern zu helfen“. Dass es mal zu Reibereien kommen kann, etwa, wenn der Besucher ein Hotelzimmer erwartet oder der Gastgeber persönliche Gesprächswünsche hat, sei nicht auszuschließen, aber die Ausnahme. Im Gegenteil, es seien inzwischen viele Freundschaften durch die Wohnungsvermittlung entstanden. In einigen Fällen hätten sich auch die Kinder der Gäste und der Gastgeber miteinander angefreundet.
Welche Ansprüche aneinander bestehen, wie man am Besuchswochenende miteinander umgeht, dies muss im Gespräch geklärt und dann eben ausprobiert werden. Auf jeden Fall ist es eine kostengünstige Alternative zur kommerziellen Ferienwohnung.
Ralf Ruhl
Mein Papa kommt
Deshalb bietet www.mein-papa-kommt.de Eltern die Möglichkeit, privat eine Unterkunft bei anderen Eltern zu finden. Es werden Gastgeber vermittelt, die kostenfrei an Wochenenden Übernachtungszimmer für Väter oder Mütter anbieten, deren Kinder in einer anderen Stadt leben. Bislang haben sich hier über 1000 Gastgeber und über 600 Eltern registriert, davon etwa zehn Prozent Mütter. Über 200 Eltern nutzen den Service jeden Monat. Etwa neun Prozent kommen aus dem Ausland. Die Initiative wurde mit einem Preis des sozialen Businessplan-Wettbewerbs startsocial ausgezeichnet. Herausgehoben wurde bei der Preisvergabe vor allem, dass Familien mit zwei Elternhäusern entlastet werden und so das Armutsrisiko sinkt.
Die Anmeldung geht relativ einfach und wird den Bedürfnissen der Suchenden wie der Anbieter gerecht. Zunächst muss sich der besuchswillige Vater registrieren, dann wird er von Mitarbeitern der Initiative telefonisch kontaktiert. Die Betreuer begleiten ihn beraterisch; mindestens ein Info-Telefonat ist nötig, um die Voraussetzungen, Wünsche und Bedürfnisse zu klären. Momentan beträgt der Monatsbeitrag für die Zimmersuchenden zwölf Euro. Nach Eingang der Lastschriftermächtigung bekommt er die Kontaktdaten der potentiellen Gastgeber am Wohnort seines Kindes, er wird dort angekündigt und kann sich dann mit seinen Gastgebern in Verbindung setzen. Grundsätzlich sind für diesen Beitrag zwei Besuche pro Monat möglich.
Und damit lässt sich eine Menge Geld sparen, was für unterhaltspflichtige Väter ja nicht unerheblich ist. Wer es sich genau ausrechnen möchte findet auf der Webseite sogar einen Umgangskostenrechner. Dort kann man den Fahrpreis und die üblichen Übernachtungskosten eintragen und erhält die monatliche Ersparnis angezeigt. Der Betreiber der Seite, Flechtwerk 2+1, hat mit einem Busunternehmen einen Rabatt ausgehandelt, sodass sich auch die Fahrtkosten noch einmal senken lassen.
Wunschtermine sollten bis zehn Tage vorher beim Gastgeber angemeldet werden. Bettwäsche, Handtücher und selbstverständlich alles für den persönlichen Bedarf ist mitzubringen. Die Anreise sollte bis 20.00 Uhr erfolgen, die Abreise erfolgt üblicherweise am zweiten Tag. Schließlich haben ja auch die Gastgeber ein Privatleben und sind keine kommerziellen Vermieter. Dass grundsätzlich auf Alkohol und Zigaretten verzichtet wird, sollte selbstverständlich sein. Wobei natürlich, wenn sich eine private Beziehung zum Gastgeber entwickelt, gegen ein Gläschen gemeinsam nichts einzuwenden ist.
Klar ist: Es geht in erstere Linie um ein Bett für Papa, nicht um einen Urlaubsaufenthalt mit den Kindern. Manche Gastgeber verfügen jedoch über so große Wohnungen, dass auch Übernachtungsbesuche mit den Kindern möglich sind.
Kinderzimmer auf Zeit
Allerdings brauchen viele Väter - und zunehmend Mütter - auch einen Ort, an dem sie mit ihrem Kind zusammensein und spielen können, denn das ist in der Wohnung der Gastgeber oft nicht möglich. Außerdem würde es sie überfordern, schließlich stellen sie in ihrem Privaträumen schon eine Unterkunft zur Verfügung. Daher bietet die Initiative auch Kinderzimmer auf Zeit an. Die sind in der Regel in einem örtlichen Kindergarten, der ja am Wochenende geschlossen ist. Beim Info-Telefonat wird geschaut, was der Papa braucht, welche Behörden oder anderen Stellen zu unterrichten sind. Im Monatsbetrag von zwölf Euro ist auch dieses Angebot enthalten.
„Eine sehr dankbare Initiative“, freut sich Projektleiter Jobst Münderlein. Es gebe ein „sehr wohlwollendes Miteinander“, viele Gastgeber rissen sich „ein Bein aus, um den Eltern zu helfen“. Dass es mal zu Reibereien kommen kann, etwa, wenn der Besucher ein Hotelzimmer erwartet oder der Gastgeber persönliche Gesprächswünsche hat, sei nicht auszuschließen, aber die Ausnahme. Im Gegenteil, es seien inzwischen viele Freundschaften durch die Wohnungsvermittlung entstanden. In einigen Fällen hätten sich auch die Kinder der Gäste und der Gastgeber miteinander angefreundet.
Welche Ansprüche aneinander bestehen, wie man am Besuchswochenende miteinander umgeht, dies muss im Gespräch geklärt und dann eben ausprobiert werden. Auf jeden Fall ist es eine kostengünstige Alternative zur kommerziellen Ferienwohnung.
Ralf Ruhl