väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

18.08.2024
Schrift vergrößern     Schrift verkleinern

Mami, Mucki und Piks

Erfahre, wie Mami Marion tapfer Noahs erste Impfungen meistert und was sie anstelle eines Lollis bekommt.
Hallo mein Herz,

vielleicht kannst du dich an früher erinnern.
Wenn du beim Arzt oder bei der Ärztin ganz tapfer gewesen bist, dann gab es ein Spielzeug oder einen Lolli.

Was ich als Kind nie verstanden habe, dass es bei meiner Zahnärztin einen Lolli gab.
Ich hatte immer den Verdacht, dass sie sich ihre Patienten selbst ranzog.

Sei's drum.
Als wir das letzte Mal bei der U3 waren, haben wir einen Impftermin vereinbart und den Impfplan für Noah mitbekommen.

Diese Woche hatte mein keiner Mucki den ersten Impftermin.

Ich nenne ihn fast immer Mucki und nur ganz selten Noah.
Das führt dazu, dass mein 91-jähriger Opa bereits mehrfach gefragt hat, ob der Junge denn nun schon einen Namen hätte.

Mucki ist nur einer seiner Kosenamen.
Manchmal ist es auch Furzkanone oder Spuckbär – je nach gezeigtem Verhalten.

Mr. Magic betreute unseren kleinen Mucki jedenfalls an dem besagten Impftag im Wartebereich und ich stand, in meiner Handtasche wühlend, an der Anmeldung.

„Suchen Sie Noahs Impfausweis?“, fragte mich die nette Dame hinter dem Tresen, als könnte sie hellsehen.
„Äh, ja“, sagte ich und fühlte mich ertappt.
„Bleiben Sie entspannt. Sie haben noch keinen. Ich fülle ihn aber gerade aus.“

Zum Glück! Dieses Mal hatte ich nichts vergessen.
Bei meinem Kontrolltermin bei meiner Frauenärztin sah das mit dem Mutterpass nämlich anders aus.

Kurze Zeit später wurden wir ins Labor gebeten und über die Impfungen aufgeklärt.

Ich nahm Noah aus seinem Maxi-Cosi und er bekam die Schluckimpfung gegen Rotaviren.
Bei jedem Schluck verzog er die Schnute und guckte mich fragend an.
Ja, ich war sicher, dass er die Impfung bekommen sollte.
Ich sprach ihm gut zu und ruckzuck war Teil 1 erledigt.

„Wenn ich Sie richtig verstanden habe, bekommt er die beiden anderen Impfungen in die Oberschenkel?“, fragte ich.

Die Schwester nickte, bereitete alles vor und sagte: „Legen Sie ihn bitte auf die Liege, wenn Sie ihm die Hose ausgezogen haben.“

Aus den Augenwinkeln sah ich das bunte Tablett, auf dem stand: „Mucki und Pieks“.
Na, das passte ja.
Ich sah die Spritzen liegen, mir wurde ganz anders und ich legte Noah trotzdem vorsichtig ab.

Sie waren zu dritt, um ihn zu impfen.
Eine Schwester zog ihm die Beine lang und hielt ihn fest – mein kleiner Mucki begann zu wimmern, als ahnte er, was gleich passieren würde.
Ich stand wimmernd daneben.

„Vielleicht will die Mami lieber draußen warten?“, fragte mich die tätowierte Damen, die gerade noch hinter dem Anmeldetresen gesessen und den Impfpass ausgestellt hatte.

„Nein, ich bleibe hier.“
„Gut, dann treten Sie einen Schritt zurück und seien Sie ganz tapfer.“

Während die eine Schwester noch immer seine Beine langzog, stellten sich die beiden anderen Schwestern rechts und links von Noah auf.
Beide bewaffnet mit jeweils einer Spritze.

Die eine Spritze mit dem Impfstoff gegen Pneumokokken.
Die andere gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Hib (Haemophilus influenzae Typ b), Kinderlähmung (Poliomyelitis) und Hepatitis B – kurz gesagt und bekannt als „Grundimmunisierung“.

Die beiden Schwestern schauten sich an, als wollten sie sich mit den Spritzen duellieren.
„Auf 3“, sagte die eine.
„Eins. Zwei. Drei“, zählte die andere.

Dann stachen sie beide zur gleichen Zeit zu.
Sie stachen nicht aufeinander ein, sondern jagten die Spritzen meinem kleinen Mucki in die Oberschenkel.

Er schrie wie am Spieß, holte keine Luft mehr.
Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn ausgeliefert hatte.
Ganz schrecklich.

Sie ließen von ihm ab, er bekam zwei bunte Pflaster und ich durfte ihn hochnehmen.
Auf meinem Arm beruhigte er sich sofort.

Wir bekamen ein Rezept für Zäpfchen.
Diese sollten wir ihm geben, wenn seine Temperatur über 38 Grad steigen würde oder er wegen Schmerzen nicht aufhören würde zu weinen.
‚Armer Mucki‘, dachte ich noch.
Er brauchte an dem Tag zwei Zäpfchen.

Wir bekamen den Impfausweis ausgehändigt und durften nach Hause.
Einen Lolli haben wir nicht bekommen – weder der Mucki noch ich.

Zu Hause gab mir mein Mann ein Eis und sagte „Der Piks ging dir mitten ins Herz, oder? Das tat dir viel mehr weh als dem Mucki, stimmt’s? Das Eis hast du dir verdient, weil du so tapfer gewesen bist.“

Mr. Magic ist der Beste.
Außerdem ist er mutig, denn er hat dem kleinen Mucki am gleichen Tag zum ersten Mal die Fingernägel geschnitten.
Ich habe mich nicht getraut, nachdem die Hebamme gesagt hatte, dass wir ganz vorsichtig sein müssen, weil manche Eltern mit zu großen Scheren die Fingerkuppen mit abtrennen.

Mr. Magic bekam von mir auch ein Eis.

Ich finde, dass wir Mamis (und auch Papis) definitiv einen Lolli verdient haben, weil wir bei Impfterminen beim Kinderarzt oder bei der Kinderärztin so tapfer durchhalten, wenn wir ertragen müssen, dass unsere kleinen Muckis schreien, wie aufgespießt.

Es ist mehr als nur ein Piks.

Sei diese Woche besonders tapfer.


Deine Marion Glück

Dieses Tagebuch abonnieren:


Neuer Beitrag? Bitte schicken Sie mir eine Nachricht! Die Benachrichtigungen kann ich durch Anklicken des "beenden"-Links am Ende jeder eMail stoppen.
Meine eMail:

Kommentar zu diesem Beitrag schreiben:

Name, Ort:
Mein Kommentar:

Kommentare von Lesern:

 
Edith Schröder:
19.11.2024 11:31
Soo liebevoll!
Ihnen und Ihrem Mann viel Glück und Freude und keine Sorgen!

Tagebuch

Alter:
Wohnort:
Beruf:
Familienstand:
Geburtstag Kind:
Letzter Eintrag: 24.11.2024

Alle Väter-Tagebücher lesen   Alle Väter-Tagebücher
Tagebuch lesen 
Mami, Mucki und Piks