Internationale Männerzeitung
Seit 15 Jahren gibt es die Männerzeitung in der Schweiz. Jetzt erscheint sie international - ein einzigartiges Projekt. Erfahrene Journalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz berichten und beleuchten, was Männer in Mitteleuropa bewegt. Chefredakteur Ivo Knill über die Ziele der internationalen Männerzeitschrift.
Lust am Mann-Sein
väterzeit: Ist die internationale Männerzeitung eine Gebrauchsanleitung für den neuen Mann?
Ivo Knill: Nein. Wir trauen unseren Lesern zu, dass sie in ihrer Männlichkeit soweit selbstversorgt sind, dass sie ohne unsere Belehrung zurechtkommen. Uns gönnen wir die Freude, selbst nicht so genau zu wissen, was für einen Mann «gut und richtig» ist. Wir wissen doch längst, dass es «den Mann» nicht gibt. Jeder Mann schafft sich seine eigene Definition von Männlichkeit. Sie speist sich aus Vorlieben und Erfahrungen und wird ständig aufs Neue genährt in der Beziehung zu den Männern und Frauen, die ihn umgeben, die er liebt, achtet, respektiert oder verabscheut. «Männlichkeit» ist ein Teil der Identität, der wandelbar und offen ist. Das bietet Raum für Wagnisse, Scheitern und Gelingen. Und hier beginnt das spannende Feld, in dem sich eine Männerzeitung mit Luft und Lust bewegen kann.
väterzeit: Braucht es denn noch eine männliche Perspektive?
Ivo Knill: Ja! Eine männliche Perspektive einzunehmen heißt, nach den Bedingungen und Möglichkeiten zu fragen, die das Leben von Männern bestimmen. Beispielsweise, wie der männliche Körper aufgefasst wird - und ob ihm zum Beispiel der Anspruch auf Schutz vor Verletzung zugestanden wird. Oder indem wir fragen, welche gesetzlichen Regeln die Vaterschaft definieren und welche Einrichtungen der Staat trifft, um Vätern Zeit mit ihren Kindern zu ermöglichen.
Frauen fordern uns heraus
väterzeit: Was ist das journalistische Credo der Männerzeitung?
Ivo Knill: Die «männliche Perspektive» ist interessant, wenn sie vorbehaltlos, offen und zugleich leidenschaftlich ist: Leidenschaftlich in dem Sinne, dass sie für Vielfalt, Würde, Eigensinn und Eigenart einsteht. Leidenschaftlich in dem Sinne auch, dass sie letztlich immer den Menschen im Sinn hat, wenn sie vom Mann spricht. Dass Frauen in dieser männlichen Perspektive nicht fehlen, versteht sich von selbst. Sie bestimmen mit, was Mann am Manne ist, und sie fordern heraus zu Liebe und Auseinandersetzung.
väterzeit: Was ist der Gewinn der internationalen Zusammenarbeit?
Ivo Knill: Schon bei der ersten Ausgabe wurde uns klar, dass in Geschlechterfragen die Unterschiede zwischen den deutschsprachigen Ländern sehr groß sind. So habe ich gelernt, dass Samenspende in Deutschland viel einfacher geht als in der Schweiz, wo sie unter strengen Vorgaben anonym abläuft. In Deutschland können sich die zukünftige Mutter und der Samenspender in einem Hotel treffen. Ein Samenspender, der persönliche Kontakte zu den Müttern pflegt, wäre so in der Schweiz nicht möglich. Aber auch in den andern Teilen ist die internationale Zusammenarbeit ein Gewinn: Wir berichten über Männer- und Väterorganisationen in allen drei Ländern und geben so die Möglichkeit der Vernetzung.