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Spielzeug tauschen


Spielzeug tauschenBild: speednik / photocase.de

Tauschen ist im Trend. Aber wie geht das eigentlich, so ganz ohne Geld? Einfacher, als man denkt. Vor allem Kinderartikel und Spielzeug sind begehrt.

Erinnerung verstopft den Speicher


Dinge gemeinsam benutzen, nicht immer neu kaufen, sondern tauschen - das empfiehlt Professor Harald Welzer als individuelle Strategie gegen Konsumwahn und Auswüchse des Kapitalismus. Und ein Blick in den Keller oder auf den Dachboden überzeugt die meisten Familienväter davon, dass weniger mehr sein kann. Aufgehoben wird so ziemlich alles, womit man selbst oder die Kinder gerne gespielt haben: Puzzle, Lego, Playmobil, Konstruktionsspielzeug, Baukästen, Puppen, Plüschtiere, Spiele, Eisenbahn-, Flugzeug-, Automodelle, Bobby Car, Laufrad...

Alles, was einen hohen Erinnerungswert hat, wird aufgehoben, meinen Melanie Arz und Steffy Kämmerer, die an der Hochschule der Medien in Stuttgart eine Online-Befragung mit über 230 Eltern durchgeführt haben. Über 70 Prozent gaben an, eigene alte Spielsachen, aber auch die der Kinder aufzubewahren. 47 Prozent sehen das nicht nur sentimental: Sie wollen das Spielzeug an die jüngeren Geschwister "weitervererben". Das spart Geld und schont die Umwelt.

Verkaufen, verschenken, tauschen


Viele der Spielzeuge auf dem Speicher sind aus hochwertigen Materialien oder hatten zumindest einen relativ hohen Anschaffungspreis. Aber nur die Hälfte der Befragten verkaufen alte Sachen auf dem Flohmarkt oder über das Internet. Über zwei Drittel verschenken sie an Freunde und Verwandte bzw. deren Kinder, aber auch an soziale Institutionen wie Kindergärten. Und immerhin 30 Prozent entsorgen altes Spielzeug im Mülleimer. Schade, denn Vieles lässt sich wiederverwerten.

Wer nicht auf einen hohen Wiederverkaufswert aus ist, für den bieten Tauschbörsen im Internet eine Alternative. Das Prinzip ist auf allen Plattformen ähnlich: Die zum Tausch vorgesehenen Stücke fotografieren, sich bei der Online-Börse anmelden, Fotos und Beschreibung ins Netz stellen - und warten. Oft kommt schon nach wenigen Stunden eine Reaktion. Am einfachsten ist es natürlich, wenn der Interessent gleich ein passendes Tauschangebot parat hat. Dann einfach Paket packen und ab die Post.

Kinder in den Tausch einbeziehen


Was aber, wenn zwar auf der Webseite einige interessante Artikel zu finden sind, aber eben nicht von jemandem, der meine alten Legosteine haben will? Dafür bieten viele der Seiten virtuelle Währungen an. Paket abschicken, 10 oder 20 Tauscheuros werden gut geschrieben. Später lässt sich das virtuelle Geld gegen gewünschte Waren eintauschen.

Eigentlich ganz einfach. Die Stuttgarter Studie zeigt jedoch, dass zwar die meisten Befragten ein solches Angebot gut finden, es selbst aber nicht nutzen würden. Vielleicht liegt es an der weit verbreiteten "neu ist besser"-Mentalität. Arz und Kämmerer sehen jedoch auch Nachholbedarf bei den Webseitenbetreibern: Die sollten auf eine übersichtliche Gestaltung mit kindgerechtem Design achten, so die angehenden Wissenschaftlerinnen. Seiten, die durch Anzeigen und Werbebanner überladen seien, würden beim Thema "Tauschen" eher kontraproduktiv wirken. Außerdem müsste es möglich sein, die Kinder in den Tauschprozess einzubeziehen. Schließlich geht es ja oft um deren "alten Kram" und sie wünschen sich neues Spielmaterial. Und sie lernen mit Papa vor der Tastatur, dass man für neue Sachen nicht gleich wieder viel Geld ausgeben muss.

Ralf Ruhl

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