Vorbild und Urinkontrolle
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Was tun, wenn man im Zimmer der Kinder Drogen oder Zubehör findet? Mit Hauptkommissar Jörg Arnecke vom Präventionsteam der Polizei Göttingen sprach Ralf Ruhl über Vertrauen, Pfeifen und Versuchungen.
Erziehungshilfe statt Strafe
Welches sind die häufigsten Straftaten, in die Pubertierende im Zusammenhang mit Drogen geraten?
Pubertierende zwischen 14 und 18 Jahren fallen fast ausschließlich durch den illegalen Erwerb von Cannabisprodukten auf. Im Zusammenhang mit der legalen Droge Alkohol auch oft durch Aggressionsdelikte.
Welche Strafen sind zu erwarten?
Bei Personen vom 14. bis 18. Lebensjahr sind die Bestimmungen des Jugendstrafrechts anzuwenden, bei Reifeverzögerungen bis zum 21. Lebensjahr. Dort steht nicht die Bestrafung, sondern der Erziehungsgedanke im Vordergrund. Im Rahmen des Urteils werden deshalb häufig Weisungen und Auflagen erteilt, die dem Jugendlichen in seiner Entwicklung weiterhelfen sollen, z.B. eine Drogenberatungsstelle zu besuchen oder sich für die Dauer von einigen Monaten Urinkontrollen zu unterziehen. Sollte er dem nicht nachkommen, kann ein Arrest von bis zu vier Wochen vom Jugendrichter angeordnet werden.
Der Joint im Kinderzimmer
Müssen Eltern ihre Kinder anzeigen?
Nein, im deutschen Strafrecht muss man nahe Angehörige nicht belasten. Vor Gericht hätten sie sogar ein Zeugnisverweigerungsrecht. Selbst aus der Garantenstellung der Eltern (d.h., wenn sie nichts tun, um die Straftat von vornherein zu verhindern) lässt sich eine Pflicht zur Anzeige nicht ableiten.
Wie sollten Eltern reagieren, wenn sie im Zimmer ihrer Kinder Drogen oder entsprechendes Konsumzubehör finden?
Bewahren Sie Ruhe! Entfernen Sie die Drogen und das Zubehör aus dem Einwirkungsbereich der Kinder. Die Basis des Vertrauens ist generell ein offener Umgang miteinander - auch in diesem Fall. Sprechen Sie ihr Kind ruhig und behutsam konkret auf die getroffenen Feststellungen an. Sollte von Ihrem Kind der Konsum bejaht werden, machen Sie keine Vorwürfe, drohen Sie nicht mit Strafen, sondern arbeiten Sie stattdessen an einer gemeinsamen Problemlösung. In vielen Fällen ist ein Drogenkonsum ein Anzeichen für größere persönliche Probleme. Es besteht die Möglichkeit, dass Ihr Kind mit dem Konsum die Probleme - beispielsweise Schulstress - kompensieren möchte. Sind Sie sich nicht sicher, dass es sich um eine "Eintagsfliege" handelt, nehmen Sie Kontakt zu den Eltern seiner Freunde auf. Fragen Sie nach, ob diese Ihre Feststellungen teilen können. Fühlen Sie sich einem derartigen Gespräch nicht gewachsen, informieren Sie sich vorab in einer professionellen Drogenberatungsstelle über geeignete Gesprächsstrategien.
Väter sind Vorbild!
Wie sollten Väter agieren, um ihre Kinder vom Drogengebrauch abzuhalten?
Wichtig ist, dass Sie ihr Kind für sein weiteres Leben stark machen. Versetzen Sie Ihr Kind in die Lage, als Jugendlicher eigenverantwortlich und sicher im Umgang mit legalen und illegalen Drogen zu handeln. Mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit wird Ihr Kind im Laufe seines Lebens mit den unterschiedlichsten Drogenarten konfrontiert werden.
Inwieweit sind Väter ein Vorbild für ihre Kinder in Hinsicht auf den Konsum von (legalen) Drogen?
Zweifelsohne sind Väter Vorbilder. Kinder kopieren das Verhalten ihrer Bezugspersonen und lernen so von uns, auch den Umgang mit (legalen) Drogen. Genießen Sie z.B. das gemeinsame Abendessen, ohne dass eine Flasche Bier auf dem Tisch steht. Ihr Kind lernt und verinnerlicht sonst möglicherweise, dass das Abendessen ohne ein Bier nicht möglich erscheint. In frühen Jahren wird somit bereits der Impuls "ich brauche ein Bier zum Abendessen" gesetzt.