väterzeit.de - Vater sein, Mann bleiben

25.08.2024 10. Woche
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Hunger. Pipi. Kalt.

Heute teile ich mit dir Noahs klare Kommunikation seiner Bedürfnisse und warum wir Erwachsene das erst wieder lernen müssen.
Hallo mein Herz,

ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich werde launisch, wenn mir kalt ist.
Ich werde hangry – eine Mischung aus hungrig und wütend (hungy + angry) – wenn ich Hunger habe.
Außerdem werde ich unruhig, wenn ich mal muss. Du weißt schon ...

Noah geht es nicht anders.
Er ist mein Kind.
Unbestreitbar.

Es ist Ruhe im Raum.
Sein Atem geht regelmäßig.
Seine Augen sind zu.
Eben noch schläft er den Schlaf des Gerechten.
Wie ein Engel.

Auf einen Schlag wendet sich das Blatt um 180 Grad.
Augen auf.
Fäuste geballt.
Ein gefühlt anklagendes ‚Mäh! Mäh! Mäh!‘ – als gäbe es kein Morgen mehr.
Er ruft lautstark nach seiner Milch.
Als hätte er noch nie etwas zu Essen von uns bekommen.

Wenn ich nicht schnell genug bin, eskaliert er vollkommen, denn mittlerweile kann er die Lautstärke hochfahren.
Das Kind hat seine Stimme entdeckt.

Wenn ihm zu heiß ist – nörgelt er.
Wenn er eine neue Windel will – verkündet er es lautstark.
Wenn ihm ein Pupi verquer sitzt – Holy Shit. Volle Eskalation.

Das Kind hat Bedürfnisse und kommuniziert diese – wenn nötig, lautstark.
Ob das so adäquat ist, lasse ich mal dahingestellt.
Es ginge auch ruhiger.
Doch in Anbetracht der Tatsache, dass Noah noch keine andere Möglichkeit hat, ist es okay.

Sein Umfeld – in diesem Fall Mr. Magic oder ich – hauen jedenfalls die sprichwörtlichen Hacken in den Teer.
Wir machen Milch.
Wir legen trocken.
Wir massieren den Bauch.
Wir ziehen unseren Mucki an oder aus.
All das in Warpgeschwindigkeit.

Noah verschwendet nicht einen Gedanken daran, ob wir ihn nicht mehr lieben könnten, wenn er klar kommuniziert, was er braucht und will.
Und wir? Wir lieben ihn, obwohl er uns anschreit.

Eine Frage drängt sich mir in diesem Zusammenhang auf: Wann verlernen wir im Laufe unserer Entwicklung, unsere Bedürfnisse zu kommunizieren?

Ich meine damit nicht unbedingt unsere Grundbedürfnisse wie die Nahrung, Schlaf, Schutz oder den Toilettengang.
Das bekommen wir meistens noch hin.
Doch bei den Bedürfnissen, die darüber hinausgehen, wird es schon schwieriger.

Was könnten die anderen denken?
Vielleicht werden wir dann nicht mehr geliebt!
Bin ich überhaupt gut genug, um das wert zu sein?

Gedanken, die sich Noah nicht macht, die jedoch bei uns unbewusst mitlaufen.
Da können wir nicht mal flüstern, was wir gerade brauchen.
Diese Gedanken sorgen dafür, dass wir den Mund halten.

Nach meiner Therapie durfte ich (wieder) lernen, wie ich meine Bedürfnisse wahrnehme und diese kommuniziere.

Dabei ist es nicht so, dass ich erwarte, dass im Anschluss alle losspringen, um sie zu erfüllen.
Darum geht es nicht.
Es geht mir darum, klar auszusprechen, was ich brauche.
Eine Grenze zu ziehen, wenn es mir zu viel wird.
Oder um Hilfe zu bitten, wenn ich es allein nicht schaffe.

Noah ist da sehr klar und ich werde alles dafür tun, dass es so bleibt.
Er verweigert den Nucki, wenn er ihn nicht braucht.
Wenn er satt ist, schiebt er schon jetzt die Flasche weg.
Und wenn er nichts sehen kann, dann nörgelt er, bis wir den Missstand beseitigt haben.

Neben „Hunger-Pipi-kalt“ und den braunen Augen hat er noch mehr von mir.
Er beobachtet gerne.
Ganz in Ruhe sitzt er in seinem Stühlchen und guckt herum.

Wir werden auch später ein tolles Team sein, wenn wir gemeinsam im Café sitzen und unser Umfeld beobachten.

Vielleicht willst du diese Woche ein bisschen mehr wie Noah sein.
Nimm deine Bedürfnisse wahr.
Überlege dir, OB – besser gesagt – WIE du sie an dein Umfeld kommunizierst.

Und denk daran: hab eine schöne Woche.



Deine Marion Glück

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