Halbzeit für Väter
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Ab der zwanzigsten Schwangerschaftswoche setzen wahre Wachstumsschübe beim Kind ein und das gemeinsame Erlebnis Familie kommt rasend schnell näher. Als Vater haben Sie sicher andere Fragen, Gedanken und Sorgen als ihre Partnerin. Umso wichtiger ist es, darüber zu sprechen und das Erlebnis Schwangerschaft gemeinsam zu gestalten.
Junge oder Mädchen?
Nach der Hälfte der Schwangerschaft ist Ihr Baby im Durchschnitt 250 Gramm schwer und 22 Zentimeter lang. Langsam aber sicher entwickelt es sich zum wahren Turnkünstler im Bauch der Mutter und dreht und wendet sich nach Herzenslaune. Mitunter teilt sich der Winzling auch schon kräftig durch Tritte oder Positionswechsel mit, wenn ihm etwas nicht passt: zum Beispiel das Drücken auf die Bauchdecke oder eine ungemütliche Position der Mutter. Inzwischen hat er seine Schutzschirme hochgefahren und ist am ganzen Körper mit der sogenannten Käseschmiere bedeckt. Dabei handelt es sich um eine cremeartige Substanz, die die Haut vor dem Fruchtwasser schützt.
Zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche steht die zweite reguläre Ultraschalluntersuchung an. Das kann richtig spannend werden! Wenn sich der kleine Geheimnisträger in einer guten Position befindet, kann festgestellt werden, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Sie sollten sich also gut überlegen - und mit Ihrer Partnerin darüber beraten - ob Sie das wissen wollen. Aber denken Sie daran: Am Ende kann es immer noch anders kommen und so wird vielleicht aus einem Andreas schnell eine Andrea oder umgekehrt.
Als Vater mittendrin
Inzwischen haben Sie aller Wahrscheinlichkeit nach die Nachricht verkraftet, dass Sie (erneut) Vater werden. Hinzugekommen sind die emotionalen Hoch und Tiefs, sowohl bei Ihnen, als auch bei Ihrer Partnerin. Vielleicht mussten Sie ihr bei Fress-Attacken zur Seite stehen oder Händchen halten bei Übelkeitsanfällen. Vieles hat sich geändert, aber im Großen und Ganzen ist Ihre Position dieselbe geblieben.
"Vorausgesetzt es herrscht eine positive Grundhaltung des Mannes zur Schwangerschaft und Geburt vor, so besteht die wichtigste Rolle des Mannes in der emotionalen Unterstützung seiner Frau. Dies erleichtert den Rollenübergang von der Ehefrau zur Ehefrau und Mutter", so Sabine Radosztics, Klinische- und Gesundheitspsychologin aus Bad Tatzmannsdorf."Dies gibt auch der Frau deutliche Hinweise, dass der Vater ebenfalls von Anfang an für das Kind da sein wird. Umgekehrt sollte die Frau ihren Mann in ihre Überlegungen und Gedanken miteinbeziehen und mit ihm über Freude und Ängste sprechen. Ihr sollte bewusst werden, dass ihre Schwangerschaft auch das Leben ihres Mannes verändert. Daher ist es auch wichtig, mit dem werdenden Vater über seine Sorgen zu sprechen."
Geburtsvorbereitungskurs: Ja oder Nein?
"Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ob es wirklich genau zur Halbzeit war, aber ich weiß, dass in dieser Zeit auf jeden Fall der Geburtsvorbereitungskurs ein ganz heißes Thema war", berichtet Marcel aus Frankfurt, dessen Sohn Luc Anfang 2010 zur Welt kam. "Meine Frau wollte unbedingt, dass ich mit zu diesem Kurs gehe. Ich konnte mir das so gar nicht vorstellen. Ich malte mir schon die unterschiedlichsten Schreckensszenarien aus, dass ich als einziger Mann da sein werde, alles falsch mache und so weiter. Am Ende haben wir dann einen Kompromiss gefunden und ich bin an einem Tag mitgegangen. Da waren auch mehrere Väter da und am Ende hat es auch irgendwie ein bisschen Spaß gemacht. Einmal war aber dann auch genug."
Ob Sie von Ihrer Partnerin mitgenommen werden oder aus eigenem Wusch zu einem Geburtsvorbereitungskurs gehen - es ist wichtig, dass Sie darüber reden und herausstellen, warum Sie nicht mit wollen oder vielleicht auch, warum Sie unbedingt dabei sein wollen. Auch wenn es die wenigsten Männer wahr haben wollen: Dort kann jeder werdende Papa noch viel lernen.
Namen und andere Streitfälle
"Wir hatten über Wochen Listen gewälzt, Favoriten heraus gepickt und die unterschiedlichsten Variationen durchgesprochen. Am Anfang hatte ich gehofft, dass wir uns schnell einig sind aber eigentlich wussten wir bis kurz vor Schluss nicht, welchen Namen unser Kind den nun bekommen soll", sagt Marius aus Frankfurt. "Ich weiß noch, dass das Thema dann auf halbem Wege irgendwo eskaliert ist. Aber eigentlich ging es nicht um den Namen. Wir waren einfach müde. Die Schwangerschaft war nicht einfach und hat Kräfte geraubt. Sie dachte, ich interessiere mich nicht für ihre Meinung, und ich dachte, dass es Wichtigeres gibt als Detailfragen. Einem gemeinsamen Freund - dem späteren Taufpaten von Paul - ist auch aufgefallen, dass etwas nicht stimmt und er hat das Ganze dann ein wenig moderiert. Ich denke, man darf sich nicht verrennen und muss versuchen, locker zu bleiben."
Wenn Konflikte entstehen ist es eine gute Übung, sich nicht als Paar zu vergessen und sich immer wieder gegenseitig etwas Gutes zu geben. Wenn es der Zustand Ihrer Partnerin zulässt, gehen Sie mit ihr aus, treiben angemessenen Sport und auch in dieser Phase der Schwangerschaft ist der Sex kein Problem. Sich selbst nicht zu vergessen und trotzdem über alles zu reden, ist möglicherweise einer der besten Ratschläge für die Halbzeit.
Andreas Schnell
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