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Der Schlüssel liegt in der Einfachheit


Der Schlüssel liegt in der Einfachheit. Zuhören, sprechen, sacken lassen. Es ist eine große Hilfe einen klaren Rahmen dabei einzuhalten. Genau das ist aber nicht so einfach. Da ist der Drang die Zeit zu sprengen. Doch der Zuhörer schaut auf die Uhr und gibt ein Zeichen, wenn die verabredete Zeit abgelaufen ist.

Nach dem Zeigespräch lockt die Versuchung zu argumentieren, nachzufragen und alles zu zerreden. Es scheint banal zurück zu oberflächlichen Alltagsthemen zu wechseln. Doch genau das ist der bessere Weg. So wird die wichtige Erfahrung des Sprechens von Herzen mit voller Aufmerksamkeit des Gegenübers erhalten.

Ein Date mit meiner Frau


Zwiegespräche sind ein Weg zu einem tieferem gegenseitigen Verständnis.Bild: timbec-photocase.de

Von den Kleinen gibt es immer Neues zu berichten. Jeden Tag Veränderung! Was sich beim Papa verändert und wie es ihm dabei geht, ist seltener Gesprächsthema. Für den üblichen Spielplatzsmalltalk ist das meistens schon zu privat. Zu Hause haben Absprachen und Organisation meistens Vorrang. Auch in der Partnerschaft läuft viel Austausch über das Kind.

Was kann Eltern helfen sich im turbulenten Familienalltag nicht voneinander zu entfernen? Zwiegespräche sind ein Weg zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis. Und sie können die Bereitschaft fördern einander zu unterstützen.

Sprechen und Zuhören für eine verabredete Zeit. Beim Zwiegespräch gibt es weder Diskussionen noch Nachfragen. Es wird auch keine Frage und kein Thema vorbestimmt. Der Sprechende beschenkt den Zuhörer, indem er ohne Zwang etwas von sich erzählt. Und der Zuhörer unterstützt dabei durch aufmerksames und empathisches Zuhören.

Jetzt geht es um die Partnerschaft


Wann haben Eltern dabei noch Zeit sich über ihr Erleben und Empfingen auszutauschen? Diese Zeit müssen sie sich bewusst nehmen. Damit das Wichtigste nicht untergeht im Kinderalltag. Regelmäßige Verabredungen zu einem kleinen Ritual des Austausches sind ein Schlüssel zu einer tieferen Verständigung.

Dabei gilt es ein paar allgemeine Regeln einzuhalten: 1. Ein klarer Ablauf wird verabredet und eingehalten. 2. Jeder spricht von sich selbst und von Herzen. 3. Es gibt keine Diskussion, keine Fragen und keine Antworten. Einer spricht und der Andere hört aufmerksam zu. Danach andersherum.

Ein Date mit meiner Frau: Davon berichten uns zwei Väter aus langjährigen Partnerschaften. Die Verabredung zum Zwiegespräch kann ganz unterschiedlich ablaufen. Die Form muss zu den Menschen und zu ihrer Lebenssituation passen. Wann, wo und wie lange? Das muss jeder selbst herausfinden.

Tom verbringt jeden Abend mit seiner Frau. Doch er meint, dass ihre alltäglichen Gespräche oft an der Oberfläche bleiben. Für ihn ist die wöchentliche Verabredung eine Möglichkeit tiefer zu gehen. Jakob ist beruflich und privat viel unterwegs. Die gemeinsame Zeit mit seiner Frau ist kostbar. Sie nutzen das Zwiegespräch zum Einstieg in den gemeinsamen Abend oder um das Gefühl der Verbundenheit nicht zu verlieren, wenn sie wenig Zeit miteinander verbringen.

Der Schlüssel liegt in der Einfachheit


5 Minuten sprechen, 5 Minuten zuhören


"Dieser regelmäßige Austausch ist mir und meiner Frau sehr wichtig geworden. Im Urlaub oder in Krisenzeiten haben wir uns auch schon täglich zusammengesetzt, mindestens aber einmal in der Woche", erzählt Jakob. "Wir verabreden uns spontan beim Frühstück oder beim Abendessen. Meistens treffen wir uns dann, wenn die Kinder schlafen. Wir setzen uns gegenüber, zünden eine Kerze an und verabreden wer anfängt und wie lange jeder spricht."

Jakob und Fee sprechen zwischen 3 und 16 Minuten. Das heißt, jeder der beiden spricht für die verabredete Zeit. Wie viel Zeit jeder hat, vereinbaren sie jedes Mal neu, wenn sie sich zusammensetzen.

"Wir bleiben bei der Zeit, die wir verabredet haben. Wenn die Redezeit um ist, spreche ich meinen Satz zu Ende. Wir atmen ein paar Mal durch. Und dann ist sie dran. Oft sind es nur 5 Minuten für jeden. Danach ist es vorbei. Es gibt keine Diskussion. Wir brauchen gar nicht viel Zeit für unseren Austausch", berichtet Jakob. "In 10 Minuten ist das gesagt, was sonst oft tagelang liegen bleibt. Und ich mache mir danach viel weniger Gedanken darum, was Fee vielleicht denkt oder von dem hält was ich tue."

Aller Anfang ist schwer


Klare Absprachen und Regelmäßigkeit

Tom und Iris nehmen sich mehr Zeit. Sie haben den ganzen Sonntagabend für sich reserviert. Zwei Stunden nehmen sie sich, um einander aus ihrem Leben und Erleben zu erzählen. Dabei sitzen sie sich gegenüber. Der Ablauf ist immer der gleiche. Nacheinander hat jeder 45 Minuten Zeit von sich zu sprechen. Es ist viel Zeit zu schweigen und nach Worten zu suchen. Eine Diskussion gibt es nicht, auch keine Nachfragen. Und wer als Zweites dran ist, spricht ebenso von sich. Er antwortet nicht auf das, was er gehört hat.

"Als unsere Kinder klein waren, konnte ich mir das nicht vorstellen. Da brauchte ich jede freie Minute, um genug Schlaf zu bekommen. Jetzt haben wir die Zeit und setzen uns fast jede Woche zum Zweigespräch zusammen. Am Anfang haben wir kürzer gesprochen. Der eigenen Frau so aufmerksam zuzuhören, ohne selbst meinen Senf dazu geben zu können, das war ganz schön ungewohnt", erklärt Tom. "Diese Art des Austauschs hat eine ganz neue Qualität für mich. Ich habe gelernt meine Frau neu zu sehen und zu verstehen. Ich glaube dadurch fällt es uns leichter einander zu akzeptieren und zu unterstützen."

Aller Anfang ist schwer


Klare Absprachen über den Ablauf und eine gewisse Regelmäßigkeit sind beim Zwiegespräch sehr wichtig. Und Anfänger sollten sich nicht so schnell entmutigen lassen. "Ja, dass ist wirklich eine besondere Art des Gesprächs", gibt Tom zu bedenken. "Wir haben zuerst mit 10 Minuten angefangen. Und das kam mir schon unglaublich lang vor. Wann sprichst du schon einmal für diese Zeit ohne eine Frage und ohne unterbrochen zu werden. Später haben wir herausgefunden, dass wir mehr Zeit zum Sprechen brauchen."

Und Jakob will Mut machen: "Zuerst suche ich immer nach Worten. Ich habe gelernt einfach anzufangen oder die Zeit der Stille zu nutzen, um mich zu sammeln. In der verabredeten Zeit kommt immer das zur Sprache, was wichtig ist."

Nils Hilliges

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