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Frühe Prägung durch das Fruchtwasser


Es ist nicht gerade naheliegend, über den Geschmackssinn des Kindes im Mutterleib nachzudenken. Geräusche und Berührungen nimmt es wahr. Ihre Partnerin kann spüren, wie es bei einer knallenden Autotür zusammenzuckt. Sie merken, wie es sich beruhigt, wenn Sie die Hand auf den Bauch Ihrer Frau legen. Aber schmecken? Das Kind bekommt ja nichts zu Essen.

Das stimmt jedoch so nicht ganz. Über den Tag trinkt Ihr Kind von dem Fruchtwasser, in dem es schwimmt bis zu einem halben Liter und scheidet es auch wieder aus. Das ist nicht schädlich, denn es wird etwa alle drei Stunden vollständig ausgetauscht. Der Grundgeschmack von Fruchtwasser ist süß. Das ist gut so, denn Ihr Kind liebt süß. Es enthält noch viele weitere Aromen, die sich von Zeit zu Zeit ändern. Das hängt davon ab, was Ihre Frau isst. Diese Veränderungen können schon früh prägen, welche Geschmacksvorlieben Ihr Kind später entwickelt.

Süße und salzige Gene


Einige unserer Vorlieben sind angeboren, sind durch die Evolution in die Gene geschrieben. Dahinter verbirgt sich ein komplexes Informationssystem über Stoffe, die unser Körper braucht. Wir mögen süß, salzig und auch Fett. So nahmen unsere Vorfahren bevorzugt wichtige Energielieferanten, Vitamine und Mineralstoffe auf. Die starke Vorliebe für Salz rührt daher, dass es in der Natur nicht leicht zu finden war, der Körper aber das darin enthaltene Natrium dringend für den Wasserhaushalt braucht. Die frühen Menschen nahmen deshalb einiges auf sich, um an Salz zu kommen. Und noch heute ist unser Appetit nach Salz so groß, dass die meisten Menschen viel mehr zu sich nehmen als gesund ist. Und während ‚süß’ der Geschmack reifer, gesunder Früchte ist, schützt uns unsere Abneigung gegen ‚bitter’ vor Vergiftungen.

Wir erwerben ein Geschmacksgedächtnis


Neben dieser Veranlagung wird der Geschmack aber zu einem großen Teil erlernt. Der Mensch baut sich schon im Mutterleib ein Geschmacksgedächtnis auf. Was darin dominiert hängt davon ab, womit es wie oft konfrontiert wurde.

Isst Ihre Frau beispielweise viel Knoblauch und Oliven, dann kennt Ihr Kind den Geschmack bereits, wenn es auf die Welt kommt. Das ‚Geschmackgedächtnis’ funktioniert über Vergleichswerte. Deshalb wird Ihr Kind die vertrauten Aromen mögen, während neue Eindrücke erst einmal verarbeitet werden müssen. Es liegt auf der Hand, dass die Eltern, vor allem die Mutter, einen großen Einfluss auf die geschmackliche Prägung ihres Kindes haben.

Gutes Essen tut allen gut


Das ist eine große Chance, die Basis für eine lebenslang gesunde Ernährung zu legen. Davon können auch die Eltern profitieren, meint die Ökotrophologin Edith Gätjen: "Eine Schwangerschaft ist eine günstige Gelegenheit, um alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen. Wer ein Kind bekommt, sollte doppelt so gut essen, aber nicht doppelt so viel. Also doppelt so viel Obst und Gemüse, dafür nur noch halb so viel Schokolade."

Wenn du deiner Partnerin und deinem Kind also einen guten Dienst erweisen willst, übernehme schon während der Schwangerschaft das Kommando in der Küche. Sorge für vielfältige Vollwertkost mit unterschiedlichen und breitgefächerten Geschmackserlebnissen. Dann wird auch dein Sprössling gerne zu Obst und Gemüse greifen und sich leichter auch auf ungewohnte Lebensmittel einlassen.

Sven Stemmer

Geschmack im Mutterleib


Geschmack im MutterleibBild: © drubig-photo - Fotolia.com

In der fünfundzwanzigsten Schwangerschaftswoche hat sich der Geschmackssinn des Kindes entwickelt. Ein guter Zeitpunkt, um sich über gutes und gesundes Essen Gedanken zu machen. Gerade auch für den Vater!

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