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Familienalltag - Adoptivfamilien


Die gute Nachricht vorab: Immer seltener werden Kinder nach ihrer Geburt in Deutschland weggegeben. Im Jahr 2005 wurden 5.668 Kindern und Jugendlichen in Deutschland adoptiert. Knapp jedes dritte Adoptivkind war zwischen sechs und 11 Jahre alt, jedes vierte war sogar älter als zwölf Jahre.

Die meisten Adoptivkinder (62%) wurden von einem Stiefelternteil oder von Verwandten aufgenommen. Für kinderlose Paare bedeutet der Rückgang der Adoptionen (um 35 Prozent seit 1993), dass die Aussicht in Deutschland ein Baby oder Kleinkind zu adoptieren, sinkt.

Damit gewinnen Adoptionen aus dem Ausland an Bedeutung. "Immer mehr kinderlose Paare sehen hierin eine konkrete Chance, ihren Kinderwunsch zu erfüllen und gleichzeitig einem benachteiligten Kind eine gute Zukunftsperspektive zu bieten", beschreibt das bayrische Landesjugendamt die Situation. Unabhängig davon, aus welchen Gründen Paare, Alleinstehende oder Familien ein Kind an Elternstatt aufnehmen möchten, erwartet sie in Deutschland ein langwieriges Verfahren: Von ihrem Alter über ihren Gesundheitszustand bis hin zu ihrer allgemeinen Lebens- und Wirtschaftssituation wird alles geprüft, was sich auf das zukünftige Zuhause eines Kindes auswirken kann. Viele psychologischen Belastungen, die eine Adoption mit sich bringt, werden aus Unwissenheit häufig unterschätzt. Dazu gehört auch die Tatsache, dass das lang erwartete Kind den Verlust der leiblichen Eltern und seiner bisherigen Lebensumstände traumatisch erlebt und sich von diesen Erfahrungen unter Umständen ein Leben lang nicht erholt.

Stressfaktoren:

Fremde Herkunft, Kulturschock, Verlustängste

Alle Adoptivkinder müssen mit einem Bruch in ihrer Lebensgeschichte fertig werden, alle haben den Verlust ihrer leiblichen Eltern zu verkraften. Und je nach Alter und Herkunft kommt zusätzlich noch ein Kulturschock dazu. Zum Beispiel, wenn die Kinder in einer fremden Kultur aufgewachsen sind, bislang eine andere Sprache sprachen, andere Sitten und Gebräuche gewohnt sind oder aus vollkommen anderen Lebensumständen kommen - zum Beispiel aus kinderreichen, verarmten Familien.

Durch den Verlust ihrer Eltern haben viele Kinder Angst, dass auch ihre Adoptiveltern sich wieder von ihnen trennen. Wie beständig und zuverlässig diese neue Bindung ist, testen die Kinder natürlich aus. Einige legen dabei ein besonders provokatives, aggressives und trotziges Verhalten an den Tag. So testen sie, ob ihre Eltern trotzdem zu ihnen stehen, sich trotzdem um sie bemühen.

Aber auch das Gegenteil kann auftreten: Manche Kinder mit Adoptionshintergrund passen sich extrem an. Sie versuchen, möglichst keine Fehler zu machen, immer brav zu sein und ihren Eltern keine Probleme zu bereiten. Das ist ihre Art, sich vor dem Verlassenwerden zu schützen.

Manchmal versuchen Adoptivkinder - vor allem solche, die erst mit drei oder vier Jahren adoptiert wurden - im Kleinkindstadium zu verharren. Sie haben Angst vor dem Größerwerden und wehren sich zum Beispiel dagegen, Lesen und Schreiben zu lernen.

Tipps:

Geduld, Verantwortung, Verständnis und Liebe

Die Integration eines Adoptivkindes in eine bestehende Familie ist nicht immer problemlos und geht nicht automatisch. Seien Sie geduldig, wenn Ihr Kind Ihr Vertrauen zum x-ten Mal auf die Probe stellt. Tief durchatmen! Und trotz allem Stress im Auge behalten, wie viel Sie schon erreicht haben und noch erreichen werden, um diesen kleinen Menschen auf dem Weg zum Erwachsenen zu begleiten.

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Ein Adoptivkind hat den Entzug seiner Vertrauensperson(en) hinter sich. Oft hat es durch diesen Entzug ernsthafte Störungen erlitten (Sprachstörungen, Empfindungsstörungen). Um diese bewältigen zu können, benötigt es professionelle Hilfe. Unterstützen Sie Ihr Kind, indem Sie sein Verhalten nicht persönlich nehmen und dafür sorgen, dass es die notwendige therapeutische Hilfe erhält.

Rituale schaffen

Ihr Kind braucht nichts so sehr wie Rituale. Sie strukturieren den Tag und geben Ihrem Kind Halt. Verlässliche Essens-, Kuschel-, Vorlese- und Schlafenszeiten geben Sicherheit und erleichtern den Alltag.

Austausch mit anderen

Tauschen Sie sich mit anderen Adoptiveltern aus. Sie haben ähnliche Erfahrungen wie Sie und können Sie in emotionalen Tiefphasen, pädagogischen und rechtlichen Fragen unterstützen.

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