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24.08.2010 50. Woche
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1. Kindergartenwoche - Bayreuth-Besuch

Nala´s erste Woche im Kindergarten - Fahrt nach Bayreuth - 7 Cousinen und ein Cousin - Wagner-Festspiele
Mein Tagebuch neigt sich immer mehr dem Ende zu. Mit dem 50. Eintrag liegen nun nur noch 2 Wochen vor mir bzw. Euch, an dem ich über meine Wochenerlebnisse schreibe.

So langsam kann ich verstehen, warum die Tagebücher hier auf 1 Jahr begrenzt sind. Ab einer gewissen Entwicklung wiederholt sich bei den Kindern viel und wenn man nicht wirklich akribisch jede Kleinigkeit am Tag sofort aufschreibt, gerät vieles im Laufe des Alltags leider in Vergessenheit.

Nun, wichtig in dieser Woche war auf jeden Fall Nala´s erster Tag im Kindergarten und damit auch der Start in einen neuen Lebensabschnitt. Jetzt ist für Nala vormittags nicht mehr Mama allein die Ansprechpartnerin. Severin ist nicht mehr der Einzige mit dem sie spielen und sich streiten kann. Für Nala heißt es jetzt auch, sich in gewisser Weise in einer Gemeinschaft zu integrieren, ihren Platz dort zu finden und sich gegen andere Kinder durchsetzen, Kompromisse finden, mal nachgeben und aber auch vieles einfach dazu lernen.

Wir haben ja lange überlegt, ob wir sie jetzt schon in den Kindergarten stecken. Aber die Gemeinschaft und die Entwicklung des Sozialverhaltens war uns dann doch wichtig. Noch dazu wird sie vieles unternehmen, von dem wir jetzt wissen bzw. meinen, dass es ihr Spaß machen wird.

Ich Großschnauze war natürlich der Meinung, das das Thema „Kindergarten“ bei unserer Tochter ohnehin kein großes Problem geben wird. Schließlich hatte sie bisher nie Probleme bei der Kontaktaufnahme mit anderen Kindern. Diese Erfahrung haben wir immerhin bei vielen Situationen gemacht.

Waren die ersten beiden Tage auch noch problemlos, so ist der Abschied seit dem dritten Tag doch nicht mehr so einfach. So will sie, das ich bei ihr bleibe, was natürlich schon aus beruflichen Gründen gar nicht ginge, aber auch auf Anraten der Kinderbetreuerinnen nicht sein sollte. So halte ich mich an den Rat von erfahrenen Eltern sowie Nalas Kindergärtnerin, den Abschied so kurz und knapp wie möglich zu halten.

Natürlich versuche ich einen gewissen Rhythmus in den Ablauf rein zu bringen. So bringe ich sie nach dem Umziehen noch in ihre Gruppe, erkläre ihr, das ich jetzt ins Büro gehen muss und Mama sie ja dann auch abholt. Trotzdem fließen dicke Kindertränen und mein Papa-Herz zerbricht förmlich. Aber nach Aussagen der Kindergärtnerinnen beruhigt sie sich innerhalb von 10 Minuten wieder und nimmt dann auch am gemeinsamen Geschehen teil. Es ist schon erstaunlich, welches Gespür die Betreuerinnen (oder Erzieherinnen... um Gottes Willen, ich möchte keine(r/m) berufsbezeichnungstechnisch auf den Fuß treten, aber es wird wohl hoffentlich jeder erkennen, was gemeint ist) haben. Schon nach dem dritten Tag bekam ich nach meiner Frage, wie es denn so am Vortag gelaufen sei zu hören, dass unsere Tochter wohl eine kleine Schauspielerin sei. Ha, das wissen wir schon lange und müssen wir jeden Tag zu Hause am eigenen Leib erfahren.

Trotz tränenreichem Abschied am Mittwoch hat sie Mama dann beim Abholen auch gleich präsentiert, was sie gelernt hatte: alleine schaukeln! Seit Wochen und Monaten versuchen wir ihr beizubringen, wie man beim Schaukeln selber Schwung holen kann. 3 Tage im Kindergarten und unsere Tochter beherrscht dies. Schon erstaunlich, was so ein Kreis von Gleichaltrigen alles bewirken kann.

Man hat uns auch erklärt, das ihr Verhalten völlig normal und bis jetzt eigentlich bei jedem neuen Kindergartenkind aufgetreten sei. Bei dem einen früher, bei dem anderen später. Am Anfang ist noch alles neu und spannend, aber sobald sie merken, das es zur Regelmäßigkeit wird und Papa oder Mama sie nun jeden Tag dorthin bringen, beschleicht diese kleinen Menschenkinder wohl erstmal so etwas wie Angst, allein gelassen zu werden. Sobald sie aber dann registrieren, das sie genauso regelmäßig und zuverlässig wieder abgeholt werden, gibt sich dies. Wir sind mal gespannt, wie lange unsere Tochter dafür braucht.

Dafür scheint sie den Inhalt ihrer Frühstücksdose brav beim gemeinsamen Frühstück aufzuessen. Obwohl wir auch schon den Verdacht hegen, das fleißig getauscht wird. Zumindest haben wir gleich am zweiten Tag Reste von einem Brot in ihrer Frühstücksdose entdeckt, das Mama ihr definitiv nicht mit eingepackt hatte. Aber das gehört genauso zum Sozialverhalten: Abgeben und Tauschen.

Entgegen der ersten Zweifel und Verlustängsten muss Susanne aber nun doch eingestehen, das es fast wie Erholung ist, einen knappen halben Tag nur ein Kind um sich herum zu haben. Zumal Severin sich teilweise sehr gut alleine beschäftigen kann. Aber auch beim Einkaufen ist es natürlich sehr viel einfacher, nur ein Kind beaufsichtigen zu müssen, als zwei solche Wirbelwinde.

Nun ja, am Donnerstag war dann eine kurze Pause, denn Nala musste noch zur Kinderärztin für die Kindergartenuntersuchung. Alles okay und sie kann beruhigt weiter dorthin gehen.

Auch unsere Bedenken, Severin könnte seine Schwester zu sehr vermissen und den ganzen Vormittag Trübsal blasen, hat sich als unbegründet erwiesen. Er scheint es bis jetzt noch zu genießen, Mama mal ganz für sich alleine zu haben.

In jedem Fall, haben wir damit den nächsten großen Schritt in Nala´s Entwicklung hinter uns und hoffen, das bis zum nächsten (Schule) die Zeit nicht gar so rasch vergeht.

Das Wochenende stand ja dann im Zeichen unserer Bayreuth-Fahrt. Besuch bei Schwester mit ihren drei Kindern und Richard-Wagner-Festspiele. Susanne ließ mir als altem Wagnerianer (woher wohl mein Vorname kommt?) den nötigen Freiraum, so dass ich mir Freitag „Das Rheingold“, Samstag „Walküre“ und am Sonntag „Lohengrin“ anschauen konnte. Das Schicksal hatte es nämlich so gefügt, das meine Schwester jeweils 2 Karten für den „Ring der Nibelungen“ und ich 2 Karten für „Lohengrin“ erhalten hatten. So konnten wir in Wagnermusik schwelgen.

Für die Kinder war das Wochenende allerdings auch spannend. 3 Tage zusammen mit ihren Cousinen, die sich rührend um sie kümmerten. Tiere in Hülle und Fülle (Meerschweinchen und Hund zu Hause, Pferd im Stall) und stets Action. Ein großes Haus mit Garten und das passende Wetter dazu. Trampolin, Fahrrad- bzw. Lauflernrad und Roller fahren. Kinderherz was willst Du mehr.

Am Sonntag kam dann auch noch unsere andere Schwester mit beiden Kindern zu Besuch, so das für einen halben Tag einmal alle 7 Cousinen und ein Cousin versammelt waren. Da war Leben im Haus. Ich glaube mein Schwester und ihr Mann haben 3 Kreuze geschlagen, als am Abend dann Ruhe einkehrte.

Mit Susanne hab ich dann am Sonntag auch die ersten zwei Akte von Lohengrin genossen. Naja, die Musik genossen, die Inszenierung ist für meinen Geschmack weit unter Niveau und ich frage mich ernsthaft, wie krank ein Gehirn sein muss, um sich so was ausdenken zu können. Ich kann beim besten Willen nichts mit Ratten und Versuchslabor beim Lohengrin anfangen und wenn ich erst einen Einführungsvortrag besuchen und am besten mehrere Wochen vorher entsprechende Literatur über diese Inszenierung wälzen muss, um sie zu verstehen, so hat das für mich nichts mehr mit Interpretation oder künstlerischer Entwicklung, als vielmehr mit krankhafter Selbstdarstellung, Provokation in höchster Form und Beleidigung derer zu tun, die es gerne klassisch und konservativ mögen.

Da Gott sei Dank an der Musik nichts verändert werden kann, habe ich teilweise einfach die Augen geschlossen und dem herrlichen Klang des Orchesters, dem Chor und den Sängerinnen und Sängern gelauscht.

Dennoch habe ich meinen Festspielhaus wieder sehr genossen.

Noch kurz zu der Hin- und Rückfahrt. Abgesehen davon, das unsere Kinder wie geplant einen Teil der Fahrt verschlafen haben, hatte meine Frau die glorreiche Idee an den in unserem Auto vorhandenen AUX-Stecker einen CD-Player anzuschließen. Das hatte nun zur Folge, das während die Kinder schliefen so gut wie gar kein Radio lief und die übrige Zeit ich mir „Leo Lausemaus“ anhören musste. In den Momenten hoffe ich, das die Zeit bis zum „Ich höre selbst CD mit meinen Kopfhörern“ möglichst schnell vergeht.

Dafür sind die Fahrten von der Beschallung mal abgesehen mit dem neuen Auto ein wahrer Genuss. Selbst das Verstauen macht richtig Spaß, weil man eigentlich weiß, man bekommt locker alles unter und auf der Rücksitzbank ist viel Platz für Kinder und ggf. Mama, falls notwendig. Herrlich !!

So, das war´s dann mal von dieser Woche. Wie angekündigt etwas verspätet, aber nach unserer Rückkehr am Montag Abend hatte ich wirklich keinen Nerv mehr , mich noch um das Tagebuch zu kümmern. Ich hoffe nur, ihr habt alle Verständnis.

Liebe Grüße und bis nächste Woche

Euer

Wieland

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Kommentare von Lesern:

 
Yvonne, Berlin:
28.08.2010 18:13
Ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an, auch ich fand deine Berichte immer sehr unterhaltsam und interessant, sicher deshalb, weil sie so offen und ehrlich waren. Wen interessiert es schon, immer nur die geschönte Version zu lesen? Man weiß doch selber, das der Alltag von einem Auf- und Ab geprägt ist.
Da ist es immer interessant zu lesen, dass andere Familien ähnliche Sorgen und Freuden haben!
Euch alles Gute!
Mareike, Hamburg:
25.08.2010 12:19
Lieber Wieland,
was Silke schreibt, war genau mein Gedanke. Ich finde es sehr schade, bald nicht mehr wöchentlich von Euch zu lesen. Von mir aus hätte das ewig so weiter gehen können :-) Ich finde, Du hast einen sehr angenehmen und unterhaltsamen Schreibstil und hast zudem immer sehr offen und ehrlich formuliert. Außerdem ist mein Sohn etwa so alt wie Severin und so war es für mich doppelt interessant Deinen Ausführungen zu folgen. Auch mein kleiner Mann war z.B. lange sehr sprachfaul, aber nun lernt er täglich Neues, was ganz wunderbar ist. Wie ist es bei Severin inzwischen? Besonders schön finde ich die von DIr beschriebenen "guten" Momente zwischen den Geschwistern, das macht richtig Lust auf mehr Kinder :-) Auch ist es ganz wundervoll, Deine kleinen Liebeserklärungen an Deine Frau zu lesen. Dass Du auch ehrlich von Euren Streitigkeiten erzählt hast, finde ich sehr mutig. Und dennoch hat man beim Lesen das untrügliche Gefühl, dass Ihr noch in 30 Jahren zusammen glücklich sein werdet. Ich freue mich sehr auf die letzten Berichte und wünsche Euch von Herzen alles Gute!!
Mareike
Silke, Braunschweig :
25.08.2010 09:48
Ich werde euch vermissen :-(

Tagebuch Wieland

Wieland
Alter: 47
Wohnort: Kassel
Beruf: Versicherungskaufmann
Familienstand: Verheiratet
Geburtstag Kind: 17.12.08, 10.7.07
Letzter Eintrag: 05.09.2010

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