23.04.2010
0. Woche
Wir sind wieder vollzählig
Alle Kinder sind wieder im Haus – der Rummel geht wieder weiter – Amadeo geht eigene Wege
Zunächst einmal „Danke“ für die vielen Kommentare. Ich war richtig überrascht, dass schon mein erster Beitrag eine solche Resonanz hervor gerufen hat. Das motiviert mich natürlich zusätzlich, mein Tagebuch hier weiter zu führen.
Diese Woche waren wir wieder vollzählig, Amadeo ist von den Großeltern zurückgekommen. Das ist jedes Mal für mich ein seltsames Gefühl, wenn man sein Kind ein paar Tage nicht gesehen hat. Irgendwie sieht man ihn dann mit anderen Augen, bemerkt Veränderungen, die bei täglichem Zusammensein nicht auffallen. Es scheint so, als wäre er wieder ein kleines bisschen erwachsener geworden. Da werde ich schon auch mal sentimental und denke mir, wie schnell doch die Zeit vergeht, nächstes Jahr Schule und schon ist er aus dem Haus. Na ja, bis dahin dauert es dann – glücklicherweise – doch noch ein wenig.
Momentan freut es mich zu sehen, dass Amadeo zusehends Selbstvertrauen gewinnt, eigenständiger wird und anfängt, seine eigenen kleinen Wege zu gehen. In dem Dorf, in dem wir leben, geht er zurzeit sehr gern spazieren oder ist mit dem Fahrrad unterwegs. Das ist nicht schlimm. Wir begrüßen das sogar, weil Amadeo noch vor Monaten äußerst zurückhaltend war und hauptsächlich bei Mama am Rockzipfel klemmte.
Aber jetzt spricht er einfach fremde Leute auf der Straße an und sucht das Gespräch mit ihnen. Darunter – das ist ganz erstaunlich – sind auch Leute, die direkt neben uns wohnen und mit denen wir noch nie in den vier Jahren, die wir hier wohnen in Kontakt gekommen sind. Nun ja, seine neueste Bekanntschaft ist eine Lehrerin – ausgerechnet eine Lehrerin an der Grundschule, in die er voraussichtlich nächstes Jahr gehen wird. Ich frage mich, ob das eher positiv oder negativ einzuschätzen ist.
Aber auf seinen Streifzügen durch das Dorf hat er auch schon andere Kinder kennen gelernt, mit denen er sich zum Radfahren oder auf dem Spielplatz trifft. Da er noch nicht die Uhr lesen konnte, haben wir ihn anfangs mit einem Wecker in der Tasche losgeschickt, damit er weiß, wann er wieder nach Hause kommen soll. Das hat manchmal funktioniert, aber es kam auch schon vor, dass ich abends, wenn ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin, erstmal mit dem Rad los bin, um seine typischen Besuchsstationen abzuklappern und den Sohnemann nach Hause zu bringen.
Seit kurzem hat er aber seine eigene Armbanduhr und ist ganz stolz darauf, dass er meistens die Uhrzeit auch richtig sagen kann. Und bisher hält er sich eigentlich auch ganz gut an die Zeiten, die ihm zur Rückkehr nach Hause mit auf den Weg gegeben werden.
Die andere Seite der Eigenständigkeit ist natürlich, dass er die auch da ausleben will, wo es uns Eltern oder dem kleinen Bruder nicht so lieb ist. Da ist dann immer viel Diskussionsbedarf, um zu erklären, dass die eigene Freiheit ihre Grenzen an den Freiheiten der anderen Familienmitglieder hat. Manchmal hilft aber einfach nur eine kleine Auszeit in seinem Zimmer.
Er hat es mit dem kleinen Bruder sicherlich auch oft nicht leicht. Emilio ist im Vergleich zu Amadeo viel robuster und schafft es sogar, den Großen wegzudrängen. Amadeo weiß dann oft nicht, wie er sich verhalten oder behaupten soll, ohne zu grob zu werden. Und seine verbale Stärke nutzt ihm bei einem 2,5-jährigen noch nicht viel. Da ist von Seite meiner Frau und mir Fingerspitzengefühl gefragt, um einen gerechten Ausgleich zu schaffen. Denn das Gerechtigkeitsempfinden ist bei beiden, wie aber wohl bei den meisten Kindern, sehr stark ausgeprägt.
Auf jeden Fall ist nun wieder der übliche Rummel zu Hause eingetreten. Aber selbst wenn ich abends gestresst oder müde nach Hause komme, wenn mir die beiden entgegen gelaufen kommen und mich anstrahlen, da fühle ich mich schon viel besser. Auch wenn dann gleich wieder das Theater losgeht, mit wem ich jetzt zuerst etwas spiele. Da wird häufig von beiden ein exklusiver Anspruch an den Papa gestellt. Aber meistens finden wir dann doch eine gemeinsame Aktivität.
Gestern Abend sind wir drei Männer zusammen in den Keller, in die kleine Werkstatt, da Amadeo für die Mama noch ein Geburtstagsgeschenk basteln wollte. Wir haben uns dann für eine kleine Laubsägearbeit entschieden. Auch für Emilio gab es etwas zu tun: Er durfte mit viel Freude helfen, das Sägemehl von der Spanplatte zu pusten. Das war so einer der wirklich schönen Momente, wenn alle zusammen ohne Streit an einem gemeinsamen Ziel arbeiten und Spaß haben.
Aber was soll ich sagen, klar, sobald wir damit fertig waren, ging es schon los, dass auch der kleine Emilio den Pinsel schwingen wollte um die ausgesägte Arbeit anzumalen. Dafür ist er aber nun wirklich noch zu klein und Amadeo wollte es für die Mama schon richtig schön machen.
Also gab es für Emilio „Hoppe, hoppe Reiter“, während der Große in Ruhe malen konnte. Er war dann ganz stolz auf das Endergebnis. Und der Mama hat es auch gefallen.
So, das war es dann auch schon wieder für dieses Mal. Ich wünsche allen eine gute Woche,
Fritz
Susanne, Nordniedersachsen:
27.04.2010 09:01
Hallo Fritz,
wir machen mit unserem Sohnemann (gerade 5 geworden) ähnliche Erfahrungen: auch wir leben dörflich und so geht er liebend gerne alleine raus und erkundet die nähere Umgebung. Ich finde es immer wieder schön, was man Kinder "auf dem Lande" so bieten kann!
Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Bericht, es macht Spaß, Deine Beiträge zu lesen!
Liebe Grüße aus dem Norden
Susanne
Volker Kassel:
26.04.2010 14:29
Hallo, Fritz,
ich beneide Euch darum, wie selbstständig Ihr Euern Amadeo schon im Dorf rumziehen lasst. Das wäre hier in der Stadt undenkbar (und ich glaub mal, bei den meisten Müttern sowieso ;-) )