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28.08.2010 7. Woche
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Verwelkter Traum von Indien

Johanna wird schon bald zurück nach Deutschland fliegen. Ich trauere um den gemeinsamen Traum vom Leben in Indien.
Der Abend ist von dichten Wolken verhangen. Manchmal kann ich von diesem Punkt aus über die ganze Stadt und bis weit hinab in die Ebenen schauen. Heute sehe ich nichts als dichten weissen undurchdringlichen Nebel. Er verschluckt alle Kontraste, alle Farben und Konturen. Dann schaue ich nach oben. Dort reisst der Nebel ein klein wenig auf. Durch das Loch in der Wolkendecke schimmern rosabarbene kleine Woelkchen vor dem blauen Abendhimmel.

Es regent seit Wochen. Überall höre ich die Menschen schnaufen und husten. Jetzt hat die Erkältung auch mich erwischt. Am liebsten liege ich im Bett, halte mir den Kopf und schlafe. Noa braucht allerdings einige Aufmerksamkeit. Sie bekommt vier große Backenzähne. Das tut weh. Deshalb ist sie quengelig und möchte ein Buch nach dem anderen vorgelesen bekommen. Heute ging es ihr besser. Sie konnte sich schon wieder lachend auf mich werfen und im Bett auf mir herunspringen.

Johannas und mein gemeinsamer Traum von Indien verwelkt. Johanna hat das Fremde in diesem Land vom ersten Tag an Angst gemacht. Sie konnte sich darauf nicht einlassen. Mich hingegen fasziniert gerade das Fremde. Ich will mich einlassen, staunen und verstehen. Darin sind wir wie Tag und Nacht.

Johanna und Noa werden früher nach Hause fliegen. Ich werde noch etwa zwei Monate länger in Indien bleiben. Wenn wir uns in Deutschland wieder treffen, werden wir sehen wie es weitergeht.

Ich bin traurig, weil ein gemeinsamer Traum sich so schnell in Luft auflöst. Indien war schließlich keine fixe Idee. Ganz im Gegenteil: Wir haben diese Auslandszeit über mehrere Jahre hinweg vorbereitet.

Die Aussicht Noa für zwei Monate nicht bei mir zu haben tut mir im Herzen weh. Trotzdem glaube ich, dass es so gut ist. Johanna und mir wird der Abstand auf Zeit gut tun.

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Kommentare von Lesern:

 
Yvonne, Berlin:
30.08.2010 17:22
Schade! Wird das Tagebuch denn dann weitergehen? Ich fand deine Berichte superinteressant!