Zahl der Körperverletzungen steigt
14294 Mal kamen Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren im letzten Jahr wegen Körperverletzung mit der Polizei in Kontakt. Das sind beinahe doppelt so viele Fälle wie vor zehn Jahren. Zwar ist der Anteil der gewalttätigen Mädchen viel geringer als der der Jungen - ein Fünftel der 14- bis 18-jährigen Täter ist weiblich -, doch er wächst stetig.
"Dabei handelt es sich keinesfalls um Kratzen, Beißen, Haare ziehen. Die Mädchen setzen genauso Fäuste und Füße ein wie die Jungs", sagt die Soziologin Kirsten Bruhns, die am Deutschen Jugendinstitut in München eine Studie zum Thema Mädchen und Gewalt geleitet hat.
Keine Geschlechtsunterschiede bei den Risikofaktoren
Die Risikofaktoren sind bei beiden Geschlechtern gleich: schwierige Familienverhältnisse, Armut, geringe Bildung, Drogen, Langeweile und mangelnde Perspektiven. Das sei jedoch kein Automatismus, so Bruhns: "Auch ohne miserables Elternhaus können Jugendliche zu Schlägern werden, da muss man sich jeden Fall einzeln angucken."
Dass gerade der Anteil der prügelnden Mädchen so stark angestiegen ist, sieht die Soziologin auch als Folge eines veränderten weiblichen Rollenbilds: "Heute sollen sich auch Frauen durchsetzen können, sich nichts gefallen lassen. Das spielt eine ganz zentrale Rolle in der Argumentation der Mädchen. Im Gegensatz zu früher ist Schwäche auch bei Frauen keine Tugend mehr. Sich zu prügeln und gleichzeitig ein attraktives Mädchen zu sein, ist kein Widerspruch für die Täterinnen."
Ralf Ruhl
Prügelnde Mädchen
Bild: photocase-sabrina-hanisch