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Väter: Warum sie nicht in Elternzeit gehen


Warum Väter nicht in Elternzeit gehen?Bild: bilderberge@photocase.de

Elternzeit für Väter ist der Hit! Über ein Drittel der Väter nehmen mindestens zwei Monate Babypause vom Job. Aber zwei Drittel eben nicht! Warum? Wir haben drei Väter gefragt, die sich gegen die Elternzeit für Väter entschieden haben. Erstaunlich: Vor allem die Beziehung zur Partnerin ist das wichtigste Kriterium.

„Ich gehe Streit aus dem Weg“

Martin, 26, Zerspanungsmechaniker, verheiratet, eine Tochter (2,5 Jahre)

„Natürlich ist es auch eine Sache des Geldes. Weil, in meinem Job gehörst du nicht gerade zu den Besserverdienern. Deshalb arbeite ich auch gerne am Wochenende bei befreundeten Bauern. Bei der Ernte, wenn etwas am Haus zu machen ist, Bäume schneiden und so. Weil, meine Frau gibt das Geld halt auch gerne aus. Für Klamotten, auch für die Kleine, für Spielsachen und für so Hinstellerchen und so.

Darüber rege ich mich dann gerne mal auf. Was kaufst du so’n Kram, den kein Mensch braucht. Dann keift sie aber gleich ganz heftig los. Und wirft mir vor, dass ich nicht genug Geld nach hause bringe. Gleichzeitig will sie aber auch, dass ich ganz oft da bin. Da schreit sie rum und meckert, wenn ich zum Bauern fahren will. Ich kann ja aber nicht gleichzeitig Geld verdienen und mit ihr zu hause sein.

Mit der Kleinen spiele ich gerne. Jetzt habe ich ihr das Laufrad-Fahren beigebracht. Damit heizt sie am liebsten durch die Pfützen und ist hinterher total eingesaut. Beim Ernten war sie auch schon dabei, hat auf dem Trecker gesessen, ist durch die Felder gerannt und so. Da läuft sie halt mit, ist eh am liebsten draußen. Das macht mir auch am meisten Spaß.

Es ist von vornherein klar, dass die Frau in Elternzeit geht


Meine Frau ist zu hause den ganzen Tag. Wenn die Kleine in den Kindergarten kommt, will sie auch wieder arbeiten, so 450 Euro Job, im Verkauf oder putzen oder so. Sagt sie jedenfalls, aber ich seh das noch nicht, weil sie sich auch nicht darum kümmert. Was sie da mit der Kleinen den ganzen Tag zu hause macht, weiß ich auch nicht. Für mich wär das nichts, so immer in der Wohnung hängen, ich muss draußen sein und mich bewegen.

Das mit dem Gemecker von meiner Frau, das war schon immer so, das ist nicht erst mit der Geburt gekommen. Ich schalte dann die Ohren auf Durchzug. Aber das ist die Hauptsache, deshalb könnte ich nicht auch noch zu hause sein. Also das gäb nur Streit die ganze Zeit. Da hätte ich auch Angst, dass das sich dann dauernd aufschaukelt, so ein Wort gibt das nächste und man geht dann hoch. Das will ich nicht, da bin ich lieber draußen und geh arbeiten, da habe ich dann meine Ruhe. Da sehen wir uns zum Essen und abends, das reicht.

Deshalb bin ich auch nicht in Elternzeit gegangen. Geredet haben wir darüber eigentlich nicht richtig, das war von vornherein klar. Sie wollte zuhause bleiben, das mit dem Kind machen. Das hat eher sie entschieden, sie hat mich auch gar nicht gefragt. Wenn sie mich gefragt hätte, wäre ich wahrscheinlich auch für die zwei Monate zu hause geblieben. Aber wie gesagt, das hat sie nie angesprochen.“

„Wir hatten es eigentlich ganz anders geplant.“

Benjamin, 34, selbstständiger IT-Fachmann, ein Sohn (1,5 Jahre)

„Katrin und ich, wir wollten beide erst einmal beruflich Fuß fassen. Sie in der Anwaltskanzlei, ich mit meiner Firma. Wir wollten schon ein Kind, aber dass Tom dann so schnell kam, das war nicht geplant. Aber wir hatten häufig darüber geredet, wie das laufen soll, wenn ein Kind da ist. Katrin hatte immer gesagt, dass sie nicht lange stillen will und schnell wieder einsteigen in die Kanzlei. Sie hatte Angst, dass sie sonst dort den Anschluss verliert und nur noch öde Klienten und Fälle zugewiesen bekommt.

Wir hatten eigentlich abgesprochen, dass sie nach sechs Monaten wieder arbeiten geht. Dann hätte sie auch abgestillt. Wenn das noch nicht so weit gewesen wäre, hätte ich ihr den Kleinen auch zum Stillen in die Firma gebracht; dafür muss es ja extra Pausen und Gelegenheit geben.

Aber schon in den ersten Wochen der Schwangerschaft hatte sich alles geändert. Sie war sehr babybezogen, pflegte ständig ihren Bauch, schaute sich Bildbände über Schwangerschaft und Babys an. Von Arbeitsprojekten hatte sie gar nicht mehr gesprochen, obwohl das vorher ihr Hauptthema war. Sie wurde auch ziemlich eigen, was das Essen angeht. Erst habe ich gedacht, das ist die Umstellung der Hormone; aber so hat sie es nie begründet. Sie sagte immer, wenn ich etwas gekocht hatte, was sie nicht wollte, „das schadet dem Kind“. Obwohl sie das doch gar nicht wissen konnte.

Ich habe dann immer den Mund gehalten und mich angepasst, weil sie doch ziemlich heftig und manchmal sogar ausfallend wurde. Das ging auch nach der Geburt so weiter. Ich hatte kaum Gelegenheit, mich einzubringen. Ich habe immer alles falsch gemacht in ihren Augen. Ganz egal, was es war. Ich habe die Windel falsch angezogen, zu straff oder zu locker, zu hoch oder zu tief sitzend. Ich habe das Badewasser nicht richtig eingelassen, zu viel, zu wenig, zu kalt, zu warm – selbst, wenn ich es mit dem Thermometer überprüft hatte, war es falsch.

Die Angst, alles falsch zu machen


Das hat uns schon an den Rand der Trennung gebracht. Aber das wollte ich nicht, der Kleine sollte doch mit Vater und Mutter aufwachsen. Also habe ich mich zurückgezogen. Auch, weil sie immer so heftig reagiert hat. Da habe ich dann selbst geglaubt, dass ich das mit dem Baby nicht so gut kann wie sie und sie es besser macht. So hat sie halt auch immer geredet, „ich als Mutter“, „wir Mütter wissen das“ und so. Und das hat mich dann so verunsichert, dass sich das wirklich auf den Kleinen übertragen hat und er mehr geschrien hat, wenn er bei mir war. Das war eine schreckliche Zeit.

Als ich dann sagte, dass ich meinen Elternzeitantrag abgeben will, hat sie nur gefragt „wieso? Ich mach das doch jetzt.“ Und damit war das erledigt. Ich habe dann halt mehr gearbeitet, habe auch Projekte bei Firmen in anderen Städten angenommen, war nicht mehr jeden Tag zuhause. Ja, deshalb bin ich also nicht in Elternzeit gegangen. Ich habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen gehabt deshalb, so als wäre ich kein guter Vater.

Das ist jetzt aber anders. Ich bin halt da, wenn ich da bin, dränge mich in nichts rein, bringe den Kleinen oft abends ins Bett und mache am Wochenende kleine Ausflüge mit ihm. Oft auch ohne Katrin, sie genießt das dann sehr. Weil sie dann für sich sein kann. Ja, das ist jetzt nicht das, was ich eigentlich wollte, aber es ist schon o.k. so.“

„Ich arbeite einfach unheimlich gerne!“

Leon, 28, ist Arzt in einer Universitätsklinik. Seine Partnerin ist schwanger.

„Ja, natürlich freue ich mich auf das Kind. Und nein, wir wissen nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, wollen wir auch nicht wissen. Selbstverständlich werde ich bei der Geburt dabei sein und anschließend zwei Wochen Urlaub nehmen, das habe ich in der Abteilung schon geregelt. Damit ist auch mein Chefarzt einverstanden.

Mehr würde aber nicht gehen. Da würde ich sofort als Minderleister dastehen und mein Vertrag würde nicht verlängert, das wurde mir sofort zu verstehen gegeben. Dann würde ich höchstens Stationsarzt, und das war’s dann. Ich kann aber mehr. Und ich bin unheimlich gerne Arzt. Es ist ein toller Beruf. Gar nicht mal wegen des Helfens, das natürlich auch, aber es ist sinnvoll und es gibt so viele Möglichkeiten und immer wieder Neues.

Das Baby wollte vor allem Sina. Ich habe nichts dagegen, aber ich habe von vornherein klar gemacht, dass ich eben arbeite. Das heißt nicht, dass mir die Familie nicht wichtig ist, im Gegenteil. Ich würde alles für Sina und das Baby tun. Aber zeitlich ist das halt sehr begrenzt. Elternzeit ist deshalb nicht drin.

Bloß nicht bei den Hausaufgaben helfen


Doch, mit Kindern kann ich ganz gut, normalerweise. Das sagt Sina auch immer und deshalb hat sie jetzt auch ein Kind mit mir haben wollen. Also nicht nur, weil ich gut verdienen werde und wir jetzt ja auch schon gut über die Runden kommen. Wenn wir Besuch mit Kindern haben, kommen die immer zu mir, ich weiß auch nicht, warum. Vielleicht, weil ich auch gut Kind sein kann, manchmal. Da mache ich „brmm-brmm“ mit, wenn das Spielzeugauto über den Teppich rast. Und ich lese auch gerne vor.

Das stelle ich mir schön vor, abends im Bett, mit Sina und dem Kleinen. Was ich nicht so gut kann, ich werde nervös, wenn die Kinder nicht so das mitmachen, was ich vorschlage. Das dreht mich dann selbst auf. Dann gehe ich auch raus aus dem Zimmer. Und später bei den Hausaufgaben sitzen, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Das ist eher Sinas Ding, für eine gute Bildung zu sorgen auch zuhause, nicht nur auf die richtige Schule achten.

Also, ich finde, ich kann auch ein guter und verantwortungsvoller Vater sein, wenn ich nicht in Elternzeit gehe.“

Die Namen wurden von der Redaktion geändert. Aufgezeichnet von Ralf Ruhl

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