Dr. Matthias Stiehler: Kinderkrippe sollte die Ausnahme sein
Bei der Diskussion um Kita-Plätze und Betreuungsgeld fühle ich mich zurückversetzt in die DDR. Damals wurde verkündet, dass eine frühzeitige Betreuung in einer Kinderkrippe den Kindern nicht schadet, sie sogar schon früh soziale Fertigkeiten erwerben lässt. Gemeint war aber nicht das Wohl der Kinder, nicht das der Eltern.
Die "Arbeitsreserve", die Frauen darstellten, sollte möglichst schnell wieder in die Produktion zurückgeführt werden. Wir haben damals in den alternativen Kirchenkreisen Aufklärung betrieben, dass eine allzu frühe Kinderbetreuung nur in seltenen Fällen - bei einem wirklich verwahrlosten Elternhaus - dem Kind nutzt. Vielmehr sollte das Augenmerk auf verlässliche, sichere Bindungen in der Familie gelegt werden. Das würde eine bessere, menschlichere Grundlage für den weiteren Lebensweg bedeuten.
Nun aber erstehen die Kinderkrippen wieder auf. Und wieder wird mit allerlei Ideologie verschleiert, worum es geht: Da werden die Einrichtungen ohne Differenzierung als "Kitas" bezeichnet und damit der wichtige Unterschied zwischen einer Kinderbetreuung unter und über drei Jahren übergangen. Es wird von der Wichtigkeit frühkindlicher Bildung gesprochen und so nicht nur behauptet, einem Kind mit einem Jahr wäre eine Krippenbetreuung zuzumuten, es wäre sogar gut für es. Und es wird das Betreuungsgeld in der politischen und öffentlichen Debatte hoch emotional abgelehnt, um sich nicht mit einem Für und Wider von Kinderkrippen auseinandersetzen zu müssen.
Ich weiß, dass es für viele Familien finanziell nicht möglich ist, nach dem Wegfall des Elterngeldes von bis zu 14 Monaten mit nur einem Einkommen über die Runden zu kommen. Daran ändert auch das Betreuungsgeld nichts. Kinderkrippen sind dann nicht "das Beste für das Kind", sondern eine finanzielle Notwendigkeit. Ich wünsche mir eine Debatte darüber, was für unsere Kinder am besten ist und wie wir Erwachsene - Väter wie Mütter, Männer wie Frauen - dazu beitragen können. Kinderkrippen sollten hier die Ausnahme, nicht die Regel sein.
Nun aber erstehen die Kinderkrippen wieder auf. Und wieder wird mit allerlei Ideologie verschleiert, worum es geht: Da werden die Einrichtungen ohne Differenzierung als "Kitas" bezeichnet und damit der wichtige Unterschied zwischen einer Kinderbetreuung unter und über drei Jahren übergangen. Es wird von der Wichtigkeit frühkindlicher Bildung gesprochen und so nicht nur behauptet, einem Kind mit einem Jahr wäre eine Krippenbetreuung zuzumuten, es wäre sogar gut für es. Und es wird das Betreuungsgeld in der politischen und öffentlichen Debatte hoch emotional abgelehnt, um sich nicht mit einem Für und Wider von Kinderkrippen auseinandersetzen zu müssen.
Ich weiß, dass es für viele Familien finanziell nicht möglich ist, nach dem Wegfall des Elterngeldes von bis zu 14 Monaten mit nur einem Einkommen über die Runden zu kommen. Daran ändert auch das Betreuungsgeld nichts. Kinderkrippen sind dann nicht "das Beste für das Kind", sondern eine finanzielle Notwendigkeit. Ich wünsche mir eine Debatte darüber, was für unsere Kinder am besten ist und wie wir Erwachsene - Väter wie Mütter, Männer wie Frauen - dazu beitragen können. Kinderkrippen sollten hier die Ausnahme, nicht die Regel sein.
TEIL 10
- 1 Das halten Väter vom Betreuungsgeld
- 2 Eberhard Schäfer: Das Betreuungsgeld ist erwünscht
- 3 Jens Janson: Bessere Verteilung von Erwerbs- und Hausarbeit
- 4 Hans Georg Nelles: Väter in der Ernährerfalle
- 5 Rainer Neutzling: Politik ohne Sachargumente
- 6 Wolfgang Englert: Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern
- 7 Jörg Mathieu: Zu Hause Erziehen braucht keinen Anreiz
- 8 Dietmar Nikolai Webel: Familienpolitik muss Väter in den Blick nehmen
- 9 Peter Thiel: Wahlmöglichkeiten müssen gegeben sein
- 10 Dr. Matthias Stiehler: Kinderkrippe sollte die Ausnahme sein